Rechtzeitig vor dem Neujahrsfest veröffentlichte der Feldkircher Anzeiger am 26. Dezember 1917 das "Verzeichnis jener p. t. Abnehmer von Neujahrs-Entschuldigungskarten in Feldkirch, welche sich durch die Lösung dieser Karten von jeder Gratulation in Feldkirch enthoben erachten, speziell aber erklären, keine Karten in Costo zu versenden noch zu erwidern."
Neujahrsentschuldigungskarten, die von Gemeinden und freiwilligen Feuerwehren produziert und verkauft wurden, befreiten von der Pflicht, Verwandten, Freunden, Geschäftsfreunden, Kollegen, Vorgesetzten und anderen Bekannten Neujahresbesuche abzustatten beziehungsweise Neujahrsglückwünsche im Postweg zu übermitteln. Indem man diese Karten gut sichtbar in die Fenster stellte, zeigte man Hausierern, die gerne am Neujahrstag um Spenden anklopften, dass man bereits gespendet hatte. Der Hauptzweck dieser Karten war aber ein sozialer: Durch den Verkauf von Neujahrs-Entschuldigungskarten wurden vor allem Sozialprojekte unterstützt, etwa Armenausspeisungen oder der Ankauf von Brennholz für Armenhäuser. Die Spender wurden durch den Kauf von Entschuldigungskarten nicht nur von "lästigen" Neujahrspflichten entlastet, sondern durch die publikumswirksame Veröffentlichung ihrer Namen in der lokalen Presse geehrt.
Neujahrs-Entschuldigungskarten wurden seit dem frühen 19. Jahrhundert in Österreich-Ungarn und Bayern, später auch in ganz Deutschland, aufgelegt. Der Brauch hielt sich bis in die 1930er Jahre und wurde erst während des Nationalsozialismus 1936 zugunsten des Winterhilfswerks verboten, in Österreich endete dieser Brauch 1938.
Nach 80 Jahren wurde der Brauch der Neujahrs-Entschuldigungskarte in Innsbruck wiederbelebt, wo sie seit 2016 für soziale Zwecke wieder zum Kauf angeboten werden.
Links:
Verzeichnis der Abnehmer von Neujahrs-Entschuldigungskarten in Feldkirch (Feldkircher Anzeiger vom 26. Dezember 1917)
Weiterlesen: Die Neujahrs-Entschuldigungskarte 2017