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Von Tag zu Tag 1917 bis 1919

26. Jänner 1919

"Altes Lied": Eine Illustration im Illustrierten Frauenzeitschrift – Elisabeth-Blatt, Jänner 1919
"Altes Lied"; © Illustrierte Frauenzeitschrift – Elisabeth-Blatt, Jänner 1919

Am 26. Jänner 1919 erschien im Linzer Volksblatt ein Werbeartikel für die illustrierte Frauenzeitschrift Elisabethblatt. Die im Linzer Katholischen Pressverein von 1906 bis 1938 erscheinende Monatsschrift gibt einen guten Einblick in das damals in weiten Kreisen herrschende Frauenbild: Waren Frauen dem Mann zwar nicht völlig untergeordnet, sah man den Mann doch als das unangefochtene Familienoberhaupt, dem die Frau zu gehorchen hatte. Die katholische Kirche wurde vom Elisabethblatt nicht nur als religiöse Instanz dargestellt, sondern auch als weltliche Macht. Generell wurde ein antimodernistisches Gesellschaftsbild vermittelt und die "moderne Lebensführung" in Frage gestellt.

Im Jänner 1919 befasste sich das Elisabethblatt unter anderem mit der Erziehung der "Kinder zur rechten Gottesfurcht", mit "christlichen Heldinnen der Vorzeit" und kritisierte "trinkende, rauchende und kartenspielende Frauen". Aber auch das Frauenwahlrecht wurde angesichts der für den 16. Februar 1919 angesetzten Wahl zur konstituierenden Nationalversammlung thematisiert:

"Wie immer man sich stellen mochte zum politischen Wahlrecht der Frauen, es ersehnend oder es ablehnend – nun ist es da und es gibt nur mehr eine einzige Stellungnahme: Das Wahlrecht gut ausüben. Davon, wie das Wahlrecht ausgeübt wird, hängt das Schicksal Deutschösterreichs und seiner Bürger und Bürgerinnen ab. Die kommenden Wahlen entscheiden die Zukunft: Segen oder Fluch […] Welche katholische Frau und welches katholische Mädchen würde nun die Verantwortung auf sich nehmen, in so bedeutungsvoller Zeit, wo die entsetzlichsten Gefahren drohen, wo es gilt, die heiligsten Güter zu verteidigen; wer könnte es verantworten, gleichgültig oder bequem oder furchtsam, grollend oder verdrossen die Heilsmacht unbenützt zu lassen, über die sie verfügen? Helfen können und nicht helfen wollen, behüten können und nicht behüten wollen, retten können und untergehen lassen, das ist nicht Gesinnung und Bestimmung der Frau. Ja, so ist es. Das Frauenwahlrecht ist da, es gibt nur eine Stellungnahme dazu: Das Wahlrecht gut ausüben und ausnützen im Heilsdienste des christlichen Volkes! […] Das Frauenwahlrecht ist da. Und möchte es manchen auch ein rohes, kaltes, ödes Felsgestein erscheinen: Frauenberuf ist es, an den Felsen zu schlagen, daß daraus fließen die Wasser des Lebens. Wohlan denn, Frauen, Erfüllung heiliger Berufung!"

Links:
Die illustrierte Frauenzeitschrift Elisabethblatt (Linzer Volksblatt vom 26. Jänner 1919)
Das Wahlrecht der Frauen (Illustrierte Frauenzeitschrift – Elisabeth-Blatt vom Jänner 1919)

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