Der 26. Juli war früher ein ganz besonderer Festtag – man feierte das Annenfest zu Ehren der Heiligen Anna. Sie war die Mutter Marias und Schutzpatronin der Ehefrauen, diverser Handwerksleute wie Weber, Schneider oder Tischler und Beschützerin der Armen. Der Annatag am 26. Juli war bis in das späte 18. Jahrhundert ein offizieller Feiertag und auch später fanden am Annentag noch umfangreiche Feierlichkeiten statt. Das Fest wurde in verschiedenen Städten der Monarchie begangen, und wurde in Wien besonders freudig begangen.
Begleitet wurde das Fest in Wien von einem Rahmenprogramm, das aus einem seit 1776 jährlich veranstaltetem Feuerwerk im Prater, aus Tanzveranstaltungen, sogenannten "Annabällen", und einer beliebten Schönheitskonkurrenz am Kahlenberg bestand, über deren Siegerinnen in den Wiener Zeitungen Bildberichte erschienen. Bekannte Komponisten, wie Mozart, Johann Strauß Vater und Sohn oder Joseph Lanner komponierten für den Annentag eigene Musikstücke. Mozart, dessen Schwester Anna hieß, widmete seine Oper "Entführung aus dem Serail" allen "Nannerln zu Ehren mit allem Applaus." Im letzten Kriegsjahr fielen die Feierlichkeiten aber weniger pompös aus. Das Neuigkeits-Welt-Blatt berichtete:
"Wieviel Festesfreude löste er doch in der Friedenszeit im 'alten' Wien aus, in so vielen gemütlichen Heimen und bei der Annenfeier – mit Schönheitskonkurrenz – auf dem Kahlenberg und andernorts! Vorüber, vorüber… Jetzt, wo im ausgehenden Kriegsjahr Sorge und Entbehrung aller Art tyrannischer Hausregent ist, bleibt für den Großteil der Bevölkerung keine Zeit, an freudige Überraschungen für 'Annerln' zu denken; höchstens bei den Kriegsgewinnern wird so etwas wie eine Annenfeier zu finden sein, freilich nicht in alter behaglicher Wiener Weise, sondern knallprotzig 'großartig'. Für die sonstigen Wiener aber gibts keine 'Annen-Torten' beim Zuckerbäcker, der nicht einmal mehr Torten-Ersatz um sündteures Geld herzustellen vermag, und manchem 'Annerl' wäre es schon ein willkommenes Geschenk, ein paar Kilo Frühkartoffeln vor die in Kriegsschuhen steckenden Füßchen gelegt zu bekommen."
Nach einem kurzen Wiederaufleben des Annentags in den 1930er Jahren, ist er heute nahezu komplett verschwunden. Lediglich in Kirchen, die der heiligen Anna gewidmet sind, wird der Tag nach wie vor als Feiertag begangen.
Links:
Annatag (Neuigkeits-Welt-Blatt vom 26. Juli 1918)
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