"Es darf wohl als ein Beweis der Vorliebe unseres Kaisers für den Automobilismus gelten, daß sich die Hofverwaltung entschlossen hat. eine Zentralstelle für die Verwaltung der Automobile des Kaisers zu schaffen. Es ist das 'Autoreferat des k.u.k. Oberst-Stallmeister-Amtes Sr. Majestät des Kaisers und Königs'. Mit der Würde eines Autoreferenten wurde ein im österreichischen Automobilismus wohlbekannter Automobilsportsmann, der auch auf dem Gebiete des Flugwesens nützliche Arbeit geleistet hat, Graf Heinrich Schönfeldt, betraut" berichtete stolz am 26. Mai 1918 die Allgemeine Automobil-Zeitung.
Tatsächlich handelte es sich bei dem im niederösterreichischen Scheibbs zur Welt gekommenen Heinrich Schönfeldt um eine Persönlichkeit, die Innovationen insbesondere im Automobilsektor offen gegenüberstand. Nach Absolvierung des Gymnasiums in Villach und der Kadettenschule in Mährisch-Weißkirchen (heute Hranice in der Tschechischen Republik) erwarb er als einer der ersten Österreicher den Führerschein, fuhr zahlreiche Automobilrennen und besaß bereits 1905 sein eigenes Kraftfahrzeug. Schönfeld arbeitete für Daimler in Wiener Neustadt als Konstrukteur und führte in dieser Funktion Kaiser Franz Josef bei einem Manöver in Teschen im Jahr 1906 den von Daimler konstruierten ersten Panzerwagen der Welt vor. Der Motor des Wagens war allerdings laut und erschrak ein Pferd, das seinen Reiter abwarf, worauf Kaiser Franz Josef auf eine Serienproduktion des Panzers für die k.u.k. Armee verzichtete.
Am kaiserlichen Hof übernahm Schönfeld, der zuvor als Flieger an der Front in Kärnten und als Kraftfahrer in Albanien gedient hatte, "die gesamte technische Leitung und Aufsicht über die Hof-Automobilverwaltung."
So wie Schönfeld, war auch Kaiser Karl für seine Vorliebe für Automobile bekannt, die sogar noch bei einer seiner letzten Amtshandlungen eine kleine Nebenrolle spielte: Am 1. November 1918 begnadigte er Friedrich Adler, der wegen des Attentats auf den seinerzeitigen Ministerpräsidenten Karl Stürkgh eine 18-jährige Haftstrafe in der Strafanstalt Krems-Stein verbüßte, und ließ ihn mit einem seiner persönlichen Automobile nach Wien fahren.
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Ein Hof-Autoreferat. Graf Heinrich Schönfeld Autoreferent des Hofes (Allgemeine Automobil-Zeitung vom 26. Mai 1918)