Am 26. Oktober 1918 setzte Kaiser Karl nach Erlass des "Völkermanifests" vom 16. Oktober weitere Maßnahmen, um einem Waffenstillstand näherzukommen und kündigte das Bündnis mit dem Deutschen Reich auf. Die Friedenssehnsucht war im 5. Jahr des Weltkriegs überall spürbar und nahm mitunter auch sonderbare Formen an. Neben Okkultismus und Wahrsagerei standen auch "Propheten" hoch im Kurs. Am 26. Oktober 1918 berichtete der Wienerwald-Bote von japanischen Prophezeiungen über das Endes des Ersten Weltkriegs:
"Die Mitte Juli 1918 in Europa bekannt gewordene Prophezeiung des Shintopriesters Seihachi lautete: 'Der europäische Krieg wird bis September 1918 dauern. Die allgemeinen Friedensverhandlungen werden im November beginnen und im März 1919 enden. Es ist möglich, daß sie zu keinem Erfolg führen, dann dauert der Krieg noch ein Jahr länger und der Friede wird im März 1920 geschlossen. Es wird dann aber nur ein Friede von zwei Jahren sein, denn im Februar 1921 wird ein neuer großer Krieg beginnen, in welchem Japan gegen drei große Weltmächte kämpfen wird. Dieser Krieg wird drei Jahre dauern.' Der Prophet Komoshita beruft sich darauf, daß seine früheren Prophezeiungen bezüglich des russisch-japanischen Krieges (1904/05) und des jetzigen Weltkrieges stets eingetroffen sind. Die jetzige Prophezeiung hat jedenfalls vor den anderen das eine voraus, daß man sie kontrollieren kann."
Tatsächlich ging der Erste Weltkrieg am 11. November 1918 zu Ende; der Friedensvertrag zwischen der Entente und dem Deutschen Reich wurde in Versailles im Mai 1919 unterzeichnet, im September folgte der Staatsvertrag von St. Germain mit Österreich. Die japanischen Prophezeiungen trafen also nicht zu, ganz anders hingegen die prophetischen Worte des französischen Marschall Foche 1919: "Das ist kein Frieden. Es ist ein Waffenstillstand auf 20 Jahre." 1939 brach der Zweite Weltkrieg aus…
Links:
Friedensprophezeiungen (Wienerwald-Bote vom 26. Oktober 1918)
Heute vor 100 Jahren: Die Tiroler Wahrsagerin (3. Juli 1918)
Heute vor 100 Jahren: "Das schöne Blut! Das viele Blut! Und alles für die Katz…" (14. Februar 1918)
Heute vor 100 Jahren: Die Prophezeiungen des Wernyhora (18. Dezember 1917)