Mit einem verhalten-sarkastischen Unterton berichtete Die Neue Zeitung am 26. September 1918 über die Pläne der österreichisch-ungarischen Nationalbank den Banknotendruck, der sich seit Kriegsbeginn laut Auskunft der Bank bereits verzwölffacht hatte, noch weiter zu steigern. Dafür wurden allerdings zusätzliche Räumlichkeiten für neue Banknotenpressen benötigt. Da die Nationalbank im "Palais Ferstel" auf der Wiener Freyung untergebracht war, sollte die Erweiterung der Notenpresse in dem schon damals als Einkaufspassage genutzten Durchgang zwischen der Herrengasse und der Freyung entstehen:
"Zu diesem Zwecke sollen nicht nur die Geschäftslokale, sondern auch der Durchgang des sogenannten Bankbasars von der Freyung zur Herrengasse herangezogen werden. Allen im Basargebäude etablierten Geschäftsleuten steht zum nächsten Viertel die Kündigung bevor. Nur das prächtige 'Café Central' wird belassen. Jenen Geschäftsinhabern, welche eine vorzeitige Räumung vornehmen, wird ein entsprechendes Ablösegeld zugestanden. Den glasgedeckten Durchgang mit dem sehenswerten Bronzebrunnen von Fernkorn will man vermauern und in eine Halle zur Aufstellung der Banknotenpressen umwandeln. Erst nach Kriegschluß soll der öffentliche Durchgang wiederhergestellt werden. Hoffentlich haben wir bis dahin genügend Banknoten."
Die dramatischen Entwicklungen, die wenige Wochen später zum Untergang der Monarchie führen sollten, verhinderten allerdings die Umsetzung dieser Pläne. Die Nationalbank residierte nach dem Krieg noch einige Jahre in der Wiener Innenstadt, und übersiedelte 1925 in das bis heute als Zentrale der Bank dienende Gebäude in der Alserstraße. Das Palais Ferstel wurde an private Investoren verkauft.
Links:
Die Ausmietungen im Bankbasar auf der Freyung (Die Neue Zeitung vom 26. September 1918)
Heute vor 100 Jahren: Der Gelddiebstahl in der österreichisch-ungarischen Nationalbank (20. März 1918)
Weiterlesen: Das Geheimnis des Bankbasars (Kleine Volks-Zeitung vom 22. November 1931)
Weiterlesen: Von unseren alten Straßen. Die Herrengasse (Neues Wiener Tagblatt vom 8. Mai 1923)