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Von Tag zu Tag 1917 bis 1919

27. Dezember 1918

K.k. Artilleriekadettenschule in Traiskirchen 1918: Turnstunde eines jüngeren Jahrgangs im Freien
K.k. Artilleriekadettenschule in Traiskirchen im Sommer 1918: Turnstunde eines jüngeren Jahrgangs im Freien; © Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv

Die Ausrufung der Republik Deutschösterreich hatte auch auf das viel zu umfangreiche Militär der ehemaligen Großmacht einschneidende Auswirkungen, wie Die Neue Freie Presse am 27. Dezember 1918 in Bezug auf geplante Restrukturierungsnaßnahmen in Militärbildungsanstalten berichtete:

"Für die Akademiker des ersten und zweiten Jahrganges und die Kadettenschüler des höchsten Jahrganges wurde in der bisherigen Infanteriekadettenschule in Breitensee ein Vorbereitungskurs zur Realschulreifeprüfung mit militärischem Internat eingerichtet. Hiezu würden vom Staatsamte für Unterricht eine Anzahl bewährter Schulmänner, aus den Kreisen der Wiener Mittelschulprofessoren herangezogen und mit der Aufgabe betraut, die bisherigen Militärschüler in intensivem Unterrichtsbetriebe noch im Laufe dieses Schuljahres für die Ablegung der Realschulreifeprüfung (mit einigen Erleichterungen) vorzubereiten. Für jene Militärakademiker, welche bereits aus eigenem Fleiße neben ihrer bisherigen militärischen Ausbildung die Reifeprüfung abgelegt haben, wurde dadurch vorgesorgt, daß an der ehemaligen Landwehrakademie in Wien für das laufende Schuljahr ein Studentenheim errichtet wurde, in welchem 180 der bedürftigsten und würdigsten Militärakademiker Aufnahme und Verpflegung finden. Schwieriger war die Frage der Ueberführung der früheren Kadettenschüler des ersten bis dritten Jahrganges, deren wissenschaftliche Vorbildung nicht zureichend ist, um ihren direkten Uebertritt in zivile Lehranstalten zulassen zu können. Für sie wurde in der Weise vorgesorgt, daß sie, wie in der ehemaligen Technischen Militärakademie in Mödling und in der bisherigen Infanteriekadettenschule in Graz, in Internaten gesammelt und von Zivilprofessoren unterrichtet, in die Lage versetzt werden, mit Beginn des nächsten Schuljahres ihren Uebertritt in Zivilschulen durchzuführen."

Vor 1918 konnten Kinder bereits ab dem Volksschulalter eine militärische Laufbahn einschlagen und ab dem 7. Lebensjahr sogenannte Militär-Untererziehungshäuser besuchen, ab dem 11. Lebensjahr die Kadetteninstitute, um die Ausbildung an der Militärakademie abzuschließen. Da der Bedarf an Militärpersonal in der jungen Republik wesentlich geringer war als in der Monarchie, musste nach Möglichkeiten gesucht werden, in Ausbildung befindliche Militärschüler in zivile Bereiche umzuleiten.

Erst während der Dollfuß-Schuschnigg Diktatur griff man die Tradition der ehemaligen Kadettenschulen mit der Gründung einer Militärmittelschule in Graz-Liebenau im Jahr 1936 wieder auf. In der Zweiten Republik fand die Offiziersausbildung ursprünglich in der Heeresschule in Enns statt, und seit 1958 in der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt. Der an die Tradition der ehemaligen Kadettenschulen erinnernde Schulbetrieb am Wiener Neustädter Militärrealgymnasium wurde im Juni 2018 endgültig eingestellt.

Links:
Die Zukunft der Militärbildungsanstalten (Neue Freie Presse vom 27. Dezember 1918)
Weiterlesen: Website des im Juni 2018 geschlossenen Wiener Neustädter Militärrealgymnasiums

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