Es wäre nicht Wien, wenn nicht um das Theater gestritten würde. Bis zum Tag der deutschsprachigen Uraufführung von Gabryela Zapolskas Schauspiel in 3 Akten "Der Zarewitsch" wurde um den Ort der Aufführung vor Gericht gestritten. Schlussendlich erhielt das Deutsche Volkstheater in Wien den Zuschlag. Die weibliche Hauptrolle wurde von der aus Lübeck stammenden und neu an das Volkstheater engagierten Thea Rosenquist gegeben: "Hier ist Schönheit und Talent" urteilte "Das interessante Blatt" am 27. September 1917, ähnlich die Reichspost: "Das neue Frl. Rosenquist erweist sich in der weiblichen Hauptrolle als eine anmutige, feinfühlige Künstlerin. Ihr Wort ist schön und innig, ihre Gebärde beseelt."
Die 1896 in Lübeck geborene Thea Rosenquist kam 1917 nach Wien ans Volkstheater und blieb Wien zeitlebens verbunden. 1923 heiratete sie den Industriellen Leon Körner, nahm dessen Namen an und zog sich vom Theater zurück. Bis 1938 lebte das Ehepaar in einer bis heute bestehenden Villa in der Kahlenbergerstraße 141. Nach der Annexion Österreichs durch Hitlerdeutschland floh die jüdische Familie 1938 nach Kanada. Drei Schwestern wurden in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern ermordet.
Thea und Leon Körner ließen sich in Vancouver nieder, wo Leon Körner an seinen wirtschaftlichen Erfolg in der Holzindustrie anknüpfen konnte. Aus Dankbarkeit für die Aufnahme in Kanada gründete das Ehepaar Körner eine große Anzahl von Stiftungen, darunter die "Leon und Thea Koerner Foundation" , das "Student Graduate Centre" mit "Thea’s Pub" an der University of British Columbia, deren Bibliothek nach Leons Bruder Walter Koerner benannt ist. Auch das Museum of Anthropology in Vancouver geht auf Stiftungen der Koerners zurück. Thea starb 1959, Leon folgte ihr 1972. Ein kleiner künstlerischer Nachlass befindet sich als Leihgabe im Österreichischen Filmarchiv in Wien.
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Vom Theater (Das interessante Blatt vom 27. September 1917)