Am 28. März 1919 traf ein Leserbrief eines Albert Hagen in der Redaktion des Vorarlberger Tagblatts ein, der sich mit dem Plan der Regierung beschäftigte, die Volksbildung im Rahmen von Volkshochschulen im ganzen Land stark auszuweiten. Bis 1918 waren Volkshochschulen fast ausschließlich in Wien zu finden:
"Mit hoher Freude las ich im samstägigen 'Tagblatt' unter Dornbirn von der Verwirklichung eines Planes, den auch ich längst gehegt: daß die Regierung, bezw. das Unterrichtsministerium überall die Gründung von Volksbildungshäusern wünsche und fördere, in welchen nach Art der dänischen Volkshochschulen der wissensdurstige Arbeiter und Landmann, dem eine bessere Schule nicht vergönnt war, sich abends weiter bilden könne. Wie gut und schön wäre dies besonders zu einer Zeit, wo man leider wenig Arbeit hat und so mancher vier Jahre lang von den Quellen des Wissens fern gehalten wurde, der dann daheim andere Verhältnisse findet und vielleicht eine andere Beschäftigung ergreifen muß, in der ihm gute Kenntnisse sehr nützlich wären! […] Wir hatten einmal einen schönen Ansatz zu einer 'Volkshochschule' hier, als Herr Dr. Falger in der Handelsschule naturwissenschaftliche Vorträge hielt; der gute Besuch von Personen beiderlei Geschlechts bewies das Interesse der Bevölkerung. Aber die Sache ist meistens für den Vortragenden sehr undankbar, wenn ihm nicht eine ständige Förderung zur Seite steht, wie z.B. in St. Gallen durch den christlichen Verein junger Männer, und in Dornbirn durch den wissenschaftlichen Verein; deshalb sollten alle jene, welche die Volksbildung lieben, zusammenstehen und diese beste Sache fördern durch Anschaffung von Lernmitteln und allenfallsiger Besoldung von Lehrern und Berufung von Wanderausstellungen und wissenschaftlichen und belehrenden Zeitschriften im Volksbildungslokal, Lichtbildern usw. Alle wißbegierigen Volksgenossen, gleich welcher Partei, würden denjenigen, welche diese so wichtige Sache in die Hand nehmen, und damit tatkräftig zum Wohle des Volkes wirken würden, von Herzen dankbar sein und sie nach Kräften unterstützen!"
Der erste Volksbildungsverein wurde 1887 von Eduard Leisching in Wien-Margareten gegründet (heute Polycollege Margareten). 1897 folgte die Wiener Urania, die den Schwerpunkt auf die volkstümliche Vermittlung der Naturwissenschaften legte. Der Wiener Verein "Volksheim", der sich 1901 konstituierte, betrieb die Errichtung von Volkshochschulen in der gesamten Stadt. Einer ihrer bekanntesten Proponenten war der Universitätsdozent Ludo Hartmann, nach dem heute der Platz benannt ist, an dem 1905 die Volkshochschule Wien-Ottakring errichtet wurde.
Erst in der Republik konnte das Modell der Volkshochschulen auf das gesamte Bundesgebiet und damit auch auf Vorarlberg ausgeweitet werden. Heute existieren österreichweit 272 Volkhochschulen.
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Lustenau, 28. Feber. (Volksbildungshaus.) (Vorarlberger Tagblatt vom 4. März 1919)