Am 28. Jänner 1918 berichtete die Illustrierte Kronen-Zeitung von einer der bis dahin größten Brandkatastrophen Wiens. Die Dampfmühle Kaiserebersdorf war in der Nacht von Samstag auf Sonntag bis auf die Grundmauern niedergebrannt, zusätzlich wurden zwei Eisenbahnwaggons mit Korn und eine ebenso große Menge Mehl vernichtet: "Ein gräßlich-schönes Schauspiel war es, als kurz vor 2 Uhr der Silo zusammenstürzte. Von den Begleiterscheinungen kann man sich kaum eine Vorstellung machen. Das Wellblech war vom Glühen ins Schmelzen gekommen und die Nieten waren mitgeschmolzen. Metall und Holz brannten mit grünlichen, bläulichen und roten Flammen und prasselnd und sprühend erhoben sich die Feuersäulen zum Himmel, als plötzlich mit lautem Getöse der Silo in sich zusammensank – gegen ¾3 Uhr war die Macht des Feuers gebrochen."
Die Feuerwehr war erst verständigt worden, nachdem der gesamte Gebäudekomplex in hellen Flammen stand. Zudem verhinderte dichter Nebel die rasche Anfahrt der Feuerwehr, während Schaulustige die Löscharbeiten behinderten. Der Gesamtschaden des Brandes betrug über zwei Millionen Kronen (entspricht heute einem Vorkriegswert von etwa 364.000 Euro). Als Brandursache wurde das Heißlaufen einer Antriebswelle vermutet.
Dampfmühlen entstanden Ende des 18. Jahrhunderts in England. Sie wurden mit kohlebeheizten Dampfkesseln betrieben und ersetzten sukzessive die bis dahin üblichen kleinen, handwerksmäßig und meist mit Wasser- oder Windkraft angetriebenen Mühlen. Im 20. Jahrhundert wurde der Dampfantrieb in den meisten Mühlen durch Verbrennungsmotoren und schließlich Elektroantrieb ersetzt.
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Riesenbrand in Kaiserebersdorf (Illustrierte Kronen-Zeitung vom 28. Jänner 1918)