Am 28. März 1918 erzählte Major Gaßebner in Danzers Armee-Zeitung von der Verwendung der Pferde im Krieg. Die Kavallerie war gegen Maschinengewehre und Stacheldrähte im Ersten Weltkrieg chancenlos, für den Transport blieben Pferde aber unabdingbar, weshalb Österreich-Ungarn im Ersten Weltkrieg an allen Fronten rund 1,8 Millionen Pferde einsetzte. Insgesamt setzten alle Kriegsparteien zusammen etwa 16 Millionen Pferde ein, wovon mehr als die Hälfte den Tod fand.
"Nicht minder leiden auch die armen Pferde; was man da von Augenzeugen hört, läßt das Herz erbeben. Stumm ertragen sie ihre Leiden, ohne Laut verlassen sie diese Welt als wahrhaft treue Gefährten des Menschen, der ihnen im Leben doch so wenig Dank zollt. Aber nicht auf dem Kampf plätze gehen die meisten zugrunde; nein, auf den Märschen der Kolonnen, also beim Train erst hält der Tod reiche Ernte.“ Lange und anstrengende Märsche, mangelhafte Unterkünfte und die schlechte Versorgungslage machten Pferd und Reiter zu schaffen, wobei aber die Belastbarkeit der Pferde von der jeweiligen Rasse abhing. Vollblüter waren in der österreichisch-ungarischen Armee kaum vertreten, da sie einerseits sehr teuer und andererseits weniger belastbar waren. „Über große Empfindlichkeit gegen Witterungseinflüsse wird allgemein geklagt; mangelnde oder schlechte Unterkünfte und Futter forderten so manches Opfer und viele Offiziere klagen auch über ihre hochgradige Nervosität, welche ihnen im Dienste, namentlich auf Erkundigungsritten gar manche Verlegenheit bereitete."
Entgegen dem Ruf war auch die Belastbarkeit der in Ungarn gezüchteten Halbblüter nicht zufriedenstellend: "Und zu meinem und gewiß auch vieler anderer großem Bedauern hören wir Klagen über das in Ungarn gezogene englische Halbblut, das nicht in dem Maße entsprach, wie man allgemein erwartete. Uns wunderte dies umso mehr, als das ungarische Pferd gerade als Kriegspferd einen sehr guten Ruf genießt."
Anders verhielt es sich offenbar mit galizischen Pferden, die sich als ausdauernd, widerstandsfähig und genügsam erwiesen: "Sowohl unter dem Reiter als auch im leichten Zuge waren sie immer am Posten und wenn durch große Anstrengungen herabgekommen, erholten sie sich schon nach kurzer Zeit."
Als besonders kriegsfähig und belastbar galten hingegen die ursprünglich aus Tirol stammenden Haflinger: "Ihre große Tragfähigkeit, der bewundernswert sichere Gang auf den gefährlichsten Gebirgspfaden, die Unerschrockenheit beim Ueberwinden von Hindernissen aller Art, ihr Klettervermögen und ihre Anspruchslosigkeit, verbunden mit einem gelassenen, von jeder Nervosität freien Temperament – all dies hat diesen Pferdebeschlägen warme Bewunderer erobert."
Abschließend stellte Major Gaßebner fest,"[…]je edler es [das Pferd] war, desto verweichlichter."
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Die Pferde im Weltkriege (Danzers Armee-Zeitung vom 28. März 1918)
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