Aufgrund der schwierigen Versorgungslage machte während des Krieges das Wort "Hamstern" die Runde. "Hamstern" war generell negativ besetzt, wie auch der Vorarlberger Volksfreund am 28. Mai 1918 ausführte: "Unter dem verpönten Hamstern versteht man gemeinhin das Ansammeln von Vorräten in einem solchen Maße, daß ein einzelner, eben der Hamsterer, sich auf Kosten der Anderen Vorräte aneignet, um die die Allgemeinheit dann zu kurz kommt."
Der ursprünglich negativ besetzte begriff wandelte sich aber gegen Kriegsende insbesondere in den größeren Städten im Westen der Monarchie, wo die Versorgungslage katastrophal war. "Hamstern" wurde dort zu einem allgemein akzeptierten Phänomen als zahlreiche Städter aufs Land fuhren, um bei den Bauern Gemüse, Obst, Eier und Fleisch gegen Wertsachen einzutauschen. Der Vorarlberger Volksfreund: "Wenn wir aufrichtig sind, wird es wohl wenige geben, die sich von der Schuld des Hamsterns freisprechen können; geschieht es im Kleinen, so ist es noch verzeihlicher; wird es aber im Großen und rücksichtslos betrieben, so artet es zur Gemeinheit aus, die auch rücksichtslos bekämpft werden muß, und außerdem sollten derartige Hamsterer der allgemeinen Verachtung preisgegeben werden."
"Hamstern" war vor allem in der österreichischen Hälfte der Doppelmonarchie zum Problem geworden, während die Versorgungslage im agrarisch geprägten Ungarn wesentlich besser war. Dies führte zu politischen Konflikten, da die ungarische Regierung Exporte in die österreichische Reichshälfte regelmäßig drosselte. Die einfachen Bewohner der Grenzregion, insbesondere solche aus Wien, die es mit der Pressburger Bahn nicht weit nach Ungarn hatten, versuchten deshalb Lebensmittel aus Ungarn in den Westen zu schmuggeln, wobei sie Zollkontrollen riskierten, die zur Konfiszierung der eingetauschten Lebensmittel führen konnten.
Links:
Vom Hamstern (Vorarlberger Volksfreund vom 28. Mai 1918)
Heute vor 100 Jahren: Ein besonders kurioser Fall von Lebensmittelschmuggel (27. Oktober 1917)