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Von Tag zu Tag 1917 bis 1919

29. Dezember 1917

Der Philologe und Sprachpfleger Gustav Wustmann
Der Philologe und Sprachpfleger Gustav Wustmann, Aufnahme vor 1910; © Gemeinfrei

Am 29. Dezember 1917 fühlte sich das Linzer Volksblatt dazu berufen auf den richtigen Umgang mit dem Wort "erübrigen" hinzuweisen: "Im Gebrauche dieses Wortes herrscht eine derartige Verwirrung, daß die Feststellung von Richtig und Unrichtig sehr am Platze erscheint. Der bekannte Wustmann gibt in dieser Frage wie in so vielen anderen gute Auskunft. Er schreibt: Ein großartiges Beispiel dafür, welche Verwirrung durch überflüssige und halbverstandene Neubildungen angerichtet werden kann. Erübrigen war bisher ein transitives Zeitwort und bedeutete so viel wie sparen, zurücklegen: 'ich habe mir schon ein hübsches Sümmchen erübrigt.' Das hat man neuerdings angefangen, intransitiv zu gebrauchen in dem Sinne von übrig bleiben: 'es erübrigt noch, besonders darauf hinzuweisen' usw. [...] Noch andere endlich machten das Wort in der zweiten Anwendung zum Reflex und schrieben: 'die Ratschläge, deren Wiedergabe sich erübrigt.' [...] In solchen Quatsch gerät man, wenn man vor lauter Modenarrheit zwei guten, deutlichen Ausdrücken wie übrig bleiben und überflüssig sein aus dem Wege geht."

Während das Wort "erübrigen" bis in die Gegenwart seine ursprüngliche Bedeutung "einsparen, übrig behalten" beibehalten hat, hat sich daneben laut Duden auch der "Quatsch" des Jahres 1917 – also "überflüssig sein" (sich erübrigen) – durchgesetzt.

Gustav Wustmann, Philologe und Sprachpfleger aus Leipzig, auf den sich das Linzer Volksblatt damals berief, veröffentlichte 1891 ein Buch mit dem Titel "Allerhand Sprachdummheiten. Kleine deutsche Grammatik des Zweifelhaften, des Falschen und des Häßlichen. Ein Hilfsbuch für alle, die sich öffentlich der deutschen Sprache bedienen". Dieser Bestseller erschien bis 1908 in mehreren Auflagen und wurde 2008 als Reprint neuerlich aufgelegt.

Links:
"Erübrigen" und "sich erübrigen" (Linzer Volksblatt vom 29. Dezember 1917)
Weiterlesen: Allerhand Sprachdummheiten. Kleine deutsche Grammatik des Zweifelhaften, des Falschen und des Häßlichen. Ein Hilfsbuch für alle, die sich öffentlich der deutschen Sprache bedienen

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