In Wien demonstrierten am 29. Jänner 1919 etwa 500 Studenten der Wiener Universität für Bodenkultur friedlich gegen ihre prekäre Wohnungssituationen. 200 von ihnen waren bereits obdachlos und weitere standen kurz davor:
"Die Demonstration hatte den Zweck, die öffentliche Aufmerksamkeit auf den Wohnungsmangel vieler Studenten zu lenken, die, weil die Hochschule weit draußen an der Stadtperipherie liegt, angesichts der Verkehrsschwierigkeiten und des Zeitverlustes nicht in Bezirken wohnen können, wo sonst Studenten Unterkunft finden und die bisher in der Nähe der Anstalt keine Wohnung finden konnten. Unter den Demonstranten befanden sich viele Heimkehrer und speziell auf die Kriegsteilnehmer bezog sich auch der Text der Ausschrifttafeln, die im Zuge ertragen wurden: 'Vier Winter mußten wir für Euch frieren, jetzt im fünften Winter frieren wir unter Euch!' [...] Es ist bekannt, wie viele unserer Kameraden auf der Hochschule für Bodenkultur obdachlos sind. Alle Bitten und Versuche, in der Nähe der Hochschule Wohnräume zu bekommen, blieben infolge der Gleichgültigkeit der Villenbesitzer des 18. und 19. Bezirkes fruchtlos. Es blieb uns nur noch ein Mittel: diesen Herren, die viele Zimmer und sogar ganze Villen leer stehen haben, in demonstrativer Weise zu zeigen, wie es in uns kocht. [...] Unweit der Hochschule sind große Baracken, die bisher von Militärmannschaften belegt waren, freigeworden. Mögen die Behörden, die darüber zu entscheiden haben, an die Not der Hochschüler denken und vielleicht die eine oder andere Baracke zu Wohnungszwecken für die studierenden Akademiker zu adaptieren."
Baracken trugen auch in den letzten 26 Jahren zur Geschichte der Universität für Bodenkultur bei: Die 1993 in der Nähe der Universität für Bodenkultur wiedererrichteten provisorischen Universitätsgebäude im Stile militärischer Holzbaracken werden allerdings im Jänner und Februar 2019 abgetragen.
Links:
Demonstration der Hörer der Hochschule für Bodenkultur (Neue Freie Presse vom 30. Jänner 1919)
Weiterlesen: Ende des Provisoriums – Aus für BOKU-Baracken (Meinbezirk.at vom 14. Jänner 2019)