Das Neue Wiener Journal berichtete am 29. März 1918 über die Zunahme des illegalen Hasardspiels (frühere Bezeichnung für das Glücksspiel) in Wien. Die Höhe der Geldeinsätze war im Laufe des Krieges in die Höhe geschnellt, weshalb die Gewinner der Spielpartien relativ einfach zu sehr hohen Geldsummen kommen konnten. Die Gewinne erreichten nicht selten eine Höhe von bis zu einer halben Million Kronen (245.335,- Euro). Aufgrund der frühzeitigen Sperrstunden in den Kaffeehäusern mieteten sich Spieler Privatwohnungen an, und zahlten den Wohnungsinhabern für die Bereitstellung der Räumlichkeiten bis zu 8000 Kronen (3.925,- Euro). Die Ermittlungsarbeiten der Polizei wurden durch die Anmietung von privaten Räumlichkeiten allerdings erheblich erschwert, da die Spieler auf frischer Tat ertappt werden mussten.
"Da stellen sich auch noch verschiedene Schwierigkeiten in den Weg, denn die Spieler haben ja ihre geheimen Zeichen: Losungswort, dreimaliges Glockensignal und so fort. Die geringste Unvorsichtigkeit seitens der Polizei kann den erwünschten Erfolg vereiteln. Man findet, dann in dem Saal, in dem eben flott hasardiert wurde, die Teilnehmer harmlos um den Tisch sitzend vor. Nimmt man eine Leibesvisitation vor, so sieht man, daß man den Herrschaften, die Spielmarken in den Taschen haben, gewiß nicht unrecht getan hat."
An den illegalen Glücksspielen beteiligten sich Personen aller Gesellschaftsschichten, und unter den Spielern waren nicht nur Männer: "Interessant ist es, daß es eigene Damenhasardzirkel gibt, deren Teilnehmerinnen oft den höchsten Gesellschaftskreisen angehören. Es ist noch nicht lange her, daß in Hietzing eine solch vornehme Partie ausgehoben wurde. Die Damen spielen vor allem Poker."
Links:
Das Hasardspiel in Wien (Neues Wiener Journal vom 29. März 1918)
Heute vor 100 Jahren: Eine illegale "Spielhölle" am Wiener Kohlmarkt