Am 29. Mai 1918 berichtete das Grazer Tagblatt über die Gemeinderatssitzung tags zuvor: "GR Wiedner beantragt, den neuen Weg auf den Schloßberg 'Kriegssteig' zu benennen."
Die bis heute offiziell "Kriegssteig" benannte Stiegenflucht führt entlang einer fast senkrechten Wand des Grazer Schloßbergs vom Stadtzentrum direkt hinauf zum Wahrzeichen der Stadt Graz, dem Grazer Uhrturm. Zwischen 1914 und 1918 wurde die Anlage von Pionieren der k.u.k. Armee gemeinsam mit russischen Kriegsgefangenen errichtet, weswegen der Steig auch als "Russensteig" bezeichnet wird. Für die Namensgebung des noch unbenannten Steigs schlug der Handelsgärtner und Grazer Gemeinderatsabgeordnete der "Nationalen mittelständischen, christlichsozialen Bürgerpartei" Johann Wiedner Ende Mai 1918 die martialische Bezeichnung "Kriegssteig" vor, die im Grazer Gemeinderat auf Zustimmung stieß.
Mehrere Initiativen seit Mitte der 1980er Jahre, darunter auch solche der österreichischen Friedensbewegung oder des Bezirksrats der Grazer Inneren Stadt, eine offizielle Umbennenung in "Friedenssteig" durchzusetzen, blieben bis heute erfolglos. Mittlerweile ist aber auch die inoffizielle Bezeichnung als "Schloßbergsteig" weit verbreitet.
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Grazer Gemeinderat (Grazer Tagblatt vom 29. Mai 1918)