Am 3. August 1918 berichtete die Illustrierte Kronen-Zeitung über eine Pressekonferenz des Wiener Bürgermeisters Richard Weiskirchner, in der er die kriegsbedingte Überlastung des öffentlichen Verkehrs beklagte. Zahlreiche Straßenbahner waren zur Armee eingezogen worden, es fehlte vor allem an technisch geschultem Personal, um die Wägen und Geleise zu warten, abgesehen davon, dass die dafür notwendigen Materialen und auch Werkzeuge nicht mehr aufzutreiben waren. Von insgesamt 13.700 Bediensteten waren mittlerweile mehr als 7.000 Frauen, die vor allem als Schaffnerinnen und Fahrerinnen zum Einsatz kamen – vor dem Krieg beschäftigten die Wiener Straßenbahnen gerade einmal 250 Frauen. Auch die die Zahl der Fahrgäste hatte sich seit Kriegsbeginn stark vergrößert und sich seit Kriegsbeginn auf über 600 Millionen verdoppelt. Knapp 800 Wägen waren im Sommer 1918 noch einsatzfähig, wobei mit dem baldigen Ausfall von weiteren 200 Wägen gerechnet wurde. In diesem Zusammenhang plädierte der Wiener Bürgermeister für die Unterlassung "unnötiger" Fahrten und kündigte dafür an, sich – entgegen den Plänen des Direktors der städtischen Straßenbahnen – für einen Betriebsschluss um 21:30 Uhr statt um 21:00 Uhr einzusetzen:
"Bürgermeister Dr. Weiskirchner brachte die nun schon seit gestern gemeldeten Stadtratsbeschlüsse – den Hilferuf an den Kaiser und den Aufruf an die Bevölkerung, alle nicht unbedingt nötigen Straßenbahnfahrten zu unterlassen – in Erinnerung. Er selbst, erzählte der Bürgermeister, habe die Beobachtung gemacht, daß heute noch sehr viel unnötig gefahren wird. Wiederholt sah er zum Beispiel an der Kreuzung Ringstraße-Operngasse zahlreiche Leute warten und warten, um das kleine Endstück der Straßenbahn zum Neuen Markt nicht zu Fuß zurücklegen zu müssen."
Heute werden von den Wiener Linien jährlich mehr als 900 Millionen Passagiere befördert. Aus der Statistik der Wiener Linien aus dem Jahr 2016 geht hervor, dass etwa 300 Millionen Passagiere mit der Straßenbahn unterwegs waren, die im Jahr 2016 über 514 Triebwägen und 178 Beiwägen verfügte. 440 Millionen Passagiere wählten die U-Bahn, die über 900 Wägen im Einsatz hatte und weitere 200 Millionen Passagiere nutzten 2016 die 450 städtischen Autobusse.
Link:
Die Wiener Tramwaynot (Illustrierte Kronen-Zeitung vom 3. August 1918)