Die Wiener Satirezeitschrift Kikeriki nahm am Titelblatt ihrer Ausgabe vom 3. Februar 1918 die bevorstehende Reform des Wiener Gemeindewahlrechts zum Anlass, um gegen das sowohl von bürgerlichen Frauenorganisationen als auch von der Sozialdemokratie geforderte Frauenwahlrecht zu polemisieren.
Auf der Karikatur sind acht Frauen beim Kaffeeklatsch zu sehen – einige von ihnen sind in dem seit der Jahrhundertwende immer antisemitischer werdenden Blatt als intellektuelle Blaustrümpfe (ein im frühen 20. Jahrhundert üblicher Spottname für gebildete Frauen, die nach Emanzipation strebten) beziehungsweise Jüdinnen (Hakennase) gekennzeichnet: "Eine vertrauliche Ausschußsitzung der Zukunft", so der Untertitel.
Im Blattinneren werden engagierte Frauenrechtlerinnen wie etwa die bürgerlich-demokratische Helene Granitsch, Vorsitzende der "Reichsorganisation der Hausfrauen Österreichs" ("Rohö") oder die Journalistin Alice Schalek, die später mit dem Kommunismus liebäugeln sollte, der Lächerlichkeit preisgegeben. Granitsch emigrierte 1938 in die Vereinigten Staaten; Schalek, die jüdischer Abstammung war, gelang 1940 die Flucht dorthin, wo beide im Jahr 1956 verstarben.
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Gleiche Rechte – gleiche Pflichten (Kikeriki vom 3. Februar 1918)