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Von Tag zu Tag 1917 bis 1919

3. Februar 1919

Stift Nonnberg am Fuße der Salzburger Festung
Stift Nonnberg am Fuße der Salzburger Festung, ohne Jahr; © Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv

Ende 1918 entschloss sich die Äbtissin des Klosters Nonnberg in der Stadt Salzburg, Anna Scherer, Kunstgegenstände des Klosters wegen der kriegsbedingten wirtschaftlichen Notlage zu veräußern. Ihr Handelspartner war der Wiener Antiquitätenhändler Michael Steißel, der die verbotenen Geschäfte abwickelte. Im Februar 1919 wurde der illegale Kunsthandel aufgedeckt. Die Vorarlberger Landes-Zeitung berichtete am 3. Februar 1919:

"Da der Verkauf von Kunstgegenständen aus kirchlichem Besitze untersagt und ausdrücklich unter strenger Strafandrohung verboten ist, leitete das Staatsdenkmalamt sofort eine Untersuchung ein. Die Nachforschungen ergaben das überraschende Resultat, daß der Wiener Antiquitätenhändler Michael Steißel in der Zeit vom 14. Dezember bis Mitte Jänner 1919 Kunstgegenstände im Werte von etwa einer Million Kronen um den Preis von rund 220.000 Kronen [circa 109.000,- Euro] von der Äbtissin des genannten Frauenstiftes gekauft und hievon bereits einen Teil um rund 270.000 Kronen mit einem Reingewinn von mindestens 180.000 Kronen [circa 89.000,- Euro] an fünf Wiener Antiquitätenhändler und zwei Private weiterveräußert hatte. Dem raschen Zugreifen des Staatsdenkmalamtes gelang es, fast alle Gegenstände sicherzustellen. Die noch bei Steißel befindlichen Kunstobjekte wurden beschlagnahmt und gegen ihn das Strafverfahren eingeleitet. Die von ihm abgeschlossenen Käufe sind rechtsungültig."

Das Salzburger Benediktinnerinenkloster am Nonnberg ist das älteste durchgehend geführte Frauenstift im deutschsprachigen Raum und wurde der Legende nach um 712 vom heiligen Rupert gegründet. Das Kloster ist heute auch vielen Amerikanerinnen und Amerikanern bekannt, da eine Nonnberger Novizin Filmgeschichte schreiben sollte: Die Memoiren der Novizin Maria Augusta Kutschera, die auch als Gouvernante arbeite, dienten 1965 als Vorlage für den berühmten berühmte Musical-Film "The Sound of Music". Auch die Stadt Salzburg profitierte von Kutschera, denn heute besuchen fast 70% der Gäste aus Übersee die Stadt nur wegen des Films, in dem auch das Kloster Nonnberg als Originalschauplatz gezeigt wird.

Links:
Verkaufte Klosterschätze (Vorarlberger Landeszeitung vom 3. Februar 1919)
Heute vor 100 Jahren: Die Lavanttaler Kirchenfenster in New York

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