Die Bevölkerung Österreich-Ungarns wurde während des Ersten Weltkrieges dazu angehalten für die Kriegsanstrengungen fleißig zu spenden. Insbesondere Metalle standen im Blickpunkt der Heeresverwaltung. Wegen des hohen Metallbedarfs wurden also nicht nur Kirchenglocken und Orgelpfeifen im großen Stil gesammelt, sondern auch Möbel- und Türbeschläge aus Messing, Kupfer und anderen Metallen sollten abgegeben werden. Die Innsbrucker Nachrichten klärten am 3. Juni 1918 darüber auf welche Tür- und Möbelbeschläge von der Requirierung ausgenommen waren:
"1. Grundsätzlich alle Türbeschläge aus der Zeit vor 1750; 2. Von den Türbeschlägen aus der Zeit von 1750 bis 1820 nur jene, die durch Treibarbeit, Ziselierungen oder Gravierungen verziert sind oder sich auch bei einfacher Durchbildung durch besonders schöne künstlerische Formen auszeichnen oder kunstgeschichtlich besonders wertvollen Türen angebracht sind, welche durch Entfernung dieser Beschläge leiden würden; 3. Nach 1820 nur solche Beschläge, die sich als besondere Meisterleistungen des Kunstgewerbes darstellen. Die Befreiung dieser Beschläge von der Inanspruchnahme erfolgt auf Grund des Befundes der hiefür bestellten Sachverständigen des k.k. Staatsdenkmalamtes. Die Kosten des Lokalaugenscheins haben die Parteien den Sachverständigen im Wege der zuständigen politischen Behörden 1. Instanz zu vergüten."
Schon kurz nach Kriegsausbruch wurde Ende 1914 das Komitee "Patriotische Kriegsmetallsammlung" gegründet, das die Aufgabe hatte begehrte Metalle für die Armee zu sammeln und Spendenaufrufe zu organisieren. Um die Erhaltung kunsthistorisch wertvoller Stücke zu gewährleisten, wurde zusätzlich eine Kommission zur Rettung dieser Kunstwerke unter der Leitung von Alfred Walcher Ritter von Molthein gegründet. Etliche der gespendeten und geretteten Kunstwerke wurden um die Jahreswende 1915/16 im Festsaal des Militärkasinos am Schwarzenbergplatz in Wien ausgestellt.
In der Ausstellung des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien über den Ersten Weltkrieg kann man auch heute noch einige der gespendeten Möbelbeschläge bewundern und sich von der durchaus hohen Opferbereitschaft der Bevölkerung überzeugen.
Links:
Austausch der Türbeschläge (Innsbrucker Nachrichten vom 3. Juni 1918)
Heute vor 100 Jahren: Gutachten betreffs der Heranziehung der Kirchenorgeln für Kriegszwecke (5. September 1917)
Heeresgeschichtliches Museum in Wien: Die Ausstellung über den Ersten Weltkrieg