In der Linzer Tages-Post vom 3. Mai 1918 erschien ein Artikel über medizinische Untersuchungen an Kindern verschiedener sozialer Schichten im Krieg, die vom Arzt Carl Häberlin durchgeführt worden waren: "Die Beobachtungen umfassen den allgemeinen klinischen Befund, Gewicht, Körperlänge, Brustumfang, Muskelkraft und vielfach auch die prozentuelle Menge des Blutfarbstoffes."
Die Ergebnisse der Untersuchungen waren ganz im Sinne der Kriegspropaganda, denn sie zeigten, dass der Krieg keinerlei Einfluss auf die Gesundheit der Kinder hätte: "Bei armen sowohl als bei reichen Kindern, die untersucht worden sind, haben sich im Vergleich mit den Kindern gleicher sozialer Schicht im Frieden keine Schädigungen nachweisen lassen, weder von einem Untergewicht, noch von einer Minderung der Muskelkraft, noch von Blutarmut kann die Rede sein und es verdient besonders hervorgehoben zu werden, daß die Längenmaße der im Krieg beobachteten Kinder vergleichsweise größer waren." Carl Häberlin blieb allerdings eine Erklärung seiner Beobachtungen schuldig…
Tatsächlich bewiesen aber regelmäßig durchgeführte Schulgesundheitsuntersuchungen schon früh, dass der Hunger besonders unter Kindern gesundheitliche Schäden hinterließ. Bereits 1916/17 deuteten die Ergebnisse von ärztlichen Untersuchungen darauf hin, dass das durchschnittliche Gewicht bei Vierzehnjährigen während des Krieges um rund zwei Kilo gesunken war, sowie die Durchschnittsgröße um zwei Zentimeter.
In Österreich-Ungarn wurden daher schon früh Gegenmaßnahmen getroffen, beispielsweise versuchte man in den Städten durch Frühstücks- und Schul-Kriegsküchen dem Hunger entgegenzuwirken oder verschickte ab 1917 Kinder aus den Städten aufs Land. Nicht nur auf Gewicht und der Größe hatte die Mangelernährung während des Krieges Einfluss, an der verminderten Nährstoff- und Vitaminaufnahme hatten die Kinder auch später im Erwachsenenalter zu leiden.
Links:
Die Entwicklung der Kinder im Krieg (Linzer Tages-Post vom 3. Mai 1918)
Weiterlesen: Im Dienst des Krieges – Die Vereinnahmung der Kinder für die Kriegsarbeit