Am 3. Oktober 1918 berichtete Das interessante Blatt von dem für ihre zahlreichen Verehrer betrüblichen Abgang der Sopranistin Elise Elizzas von der Wiener Hofoper:
"Nach einer 23jährigen Mitgliedschaft an der Hofbühne tritt Frau Elise Elizza aus diesem Verbande. Ein Sopran von seltener Technik und Schönheit, verfügte die Künstlerin auch über eine außerordentliche Begabung, die sie befähigte, auch unvorbereitet für (höhergestellte) Kolleginnen 'einzuspringen', und die von der Leitung auch immer wieder ausgenützt wurde."
Die 1868 in Wien geborene Elise Elizza, eigentlich Elisabeth Letztergroschen, verheiratete Elisabeth Limley, begann ihre Karriere als Operettensoubrette am volkstümlichen Wiener Carltheater in der Nähe des Praters. Nach Engagements in Olmütz und Graz ging sie 1895 an die Wiener Hofoper, dessen Ensemble sie bis 1918 angehörte. Neben ihren Bühnenrollen war Elizza auch eine frühe und aktive Studiosängerin, wie zahlreiche Tonaufnahmen belegen. Nach ihrem Rückzug von der Bühne wirkte Elizza als Gesangspädagogin am Wiener Konservatorium; unter ihren Schülerinnen waren unter anderem Lotte Lehmann und Betty Fischer.
Elise Elizza starb 1926 an den Folgen einer Operation und wurde am Wiener Zentralfriedhof in einem Ehrengrab der israelitischen Kultusgemeinde zwischen dem Operettenkomponisten Leo Fall und dem Pianisten Julius Epstein beigesetzt, die beide wenige Monate zuvor verstorben waren. Der Andrang der Wiener Bevölkerung bei Elizzas Begräbnis war so groß, dass sogar die Zeremonienhalle des Zentralfriedhofs polizeilich geschlossen werden musste, wie das Neue Wiener Journal am 7. Juni 1926 berichtete. Elizzas Grabstein ziert ein Kupferrelief der Wiener Staatsoper mt dem Spruch "Nur der Schönheit weiht' ich mein Leben."
Links:
Hofoper (Das interessante Blatt vom 3. Oktober 1918)
Heute vor 100 Jahren: Betty Fischer (21. Juli 1918)
Weiterlesen: Teestunde bei Elise Elizza (Nachruf im Neuen Wiener Journal vom 5. Juni 1926)
Weiterlesen: Elise Elizza singt "Euch Lüften" aus Richard Wagners "Lohengrin" (Tondokument aus dem Jahr 1909)