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Von Tag zu Tag 1917 bis 1919

31. März 1918

Osterschinken einst und jetzt
Osterschinken einst und jetzt; © Kikeriki vom 31. März 1918

Die Osterfeierlichkeiten 1918 waren wie der Rest des Jahres vom Mangel an Nahrungsmitteln geprägt. In der Arbeiter-Zeitung vom 31. März wurde ein Artikel abgedruckt, der uns die Osterfeierlichkeiten und Entbehrungen des Krieges veranschaulicht, wobei große gesellschaftliche Unterschiede zutage traten:

"Auch heuer ist fürsorglich das Verbot des Eierfärben erlassen worden. Eine der überflüssigsten Bestimmungen in unserer Zeit der überflüssigen Bestimmungen. Wer könnte sich heuer den Luxus von bunten Ostereiern erlauben? Eier über den allerdringendsten, unentbehrlichsten Bedarf hinaus gibt es ja nur in jenen Kreisen, für die ein rotes oder blaues Hühnerei längst nicht vornehm genug zur Ostergabe ist und bei deren Nachwuchs selbst die ausgeblasenen und mit Zucker gefüllten Schalen, diese von ihren Altersgefährten aus niederen Schichten stets von neuem angestaunten Wunderwerke, nur ein leichtes Lächeln der Geringschätzung hervorrufen würden. Glücklicherweise ist man aber für die Kinder besserer Leute und für die Damenwelt auch nicht auf dergleichen Armseligkeiten angewiesen. Da gibt es Schokoladeeier und niedliche Seidenhülsen genug, mit feinem Zuckerwerk gefüllt, possierliche Osterhäschen tragen allerhand süße Lasten und in geschmackvollen Verpackungen ruhen schöngeschliffene Parfümfläschchen, mit Seidenschleifen geputzt."

Tatsächlich konnten sich zu Ostern 1918 nur wenige den traditionellen Osterschinken leisten, da Fleisch kaum erhältlich war: "Ein Ostermahl gibt es im gesegneten vierten Kriegsfrühling eben nur für jene, die schon geregelte, wohl fundierte Beziehungen haben. Wer aber seit Monaten am Wochentag seinen Hunger mit Maisbrot und allerhand Rübenzeug stillen muß, der soll sich nicht einbilden, daß ihm zu Ostern ein Braten beschert sein wird."

Selbst liebgewonnene Ostertraditionen mussten während des Krieges eingeschränkt werden: "Bekanntlich ist es ein heiliges Gebot für Wiener Frauen, am Karsamstag einen neuen Strohhut auszuführen. Er mag noch so alt sein, an diesem Tage wird er neu. Gewöhnlich im Wege der Modernisierung. Aber das Umformen, das sonst nicht einmal zwei Kronen kostete, ist jetzt um achtzehn kaum zu haben."

Eine Osterfreude konnte 1918 also kaum entstehen, und bitter verwies die Autorin des Artikels in der Arbeiter-Zeitung auf die der Armee näherstehenden "bürgerlichen" Presse: "Nein, es gibt nur eine Osterfreude heuer für mich und meinesgleichen: in bürgerlichen Blättern nachzulesen, wie schlecht es den armen, unglückseligen Ententevölkern geht, welchen Leiden, welchen Entbehrungen sie ausgesetzt sind. Da wird einem das Herz weit in seliger Osterlust!"

Link:
Kriegsosterfreuden (Arbeiter-Zeitung vom 31. März 1918)

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