Die Donau dient bis heute als wichtige Verkehrsader zwischen Süddeutschland und dem Schwarzen Meer. Im Ersten Weltkrieg wurde die Donau zu einer besonders wichtigen Verbindung zwischen den Mittelmächten Deutschland, Österreich-Ungarn, Bulgarien und der Türkei:
"Noch vor wenigen Jahren wäre es ein gewagtes Unternehmen gewesen, über Wien als Hafenstadt eine Abhandlung schreiben, geschweige denn eine Folge von Bildern veröffentlichen zu wollen. Man hätte wenig und nichts Erfreuliches zu schreiben und noch viel weniger in Bildern darzustellen gehabt. Die ‚schöne blaue Donau‘ war den Wienern nur aus den Liedern der Volkssänger bekannt und wer nicht beruflich mit der Schiffahrt zu tun hatte, der sprach von der 'großen' Donau so, als gehöre sie gar nicht zu Wien. Ganz anders liegen die Verhältnisse heute. Erst der Weltkrieg mußte kommen, um uns die außerordentliche Bedeutung der Donau als Hauptverkehrsstraße zwischen den Mittelmächten und dem Orient erkennen zu lassen. Heute weiß jedermann, was diese großartige, natürliche Wasserstraße hinsichtlich unserer und der Armeen-Versorgung geleistet hat, und daß nur die 'freie Donau' uns das wirtschaftliche Durchhalten ermöglicht hat. Es ist zweifellos, daß der Donau-Verkehr nach Eintritt normaler Verhältnisse einen ganz bedeutenden Aufschwung nehmen wird. Ist doch den Eingeweihten bekannt, daß sich schon vor Kriegsbeginn eine stetige Verkehrszunahme, namentlich im Stückgüterverkehr gezeigt hat. Aber den meisten Wienern wird es wohl nicht bekannt sein, daß der Umschlagverkehr im Jahre 1912 bereits die ansehnliche Menge von fast 2.000.000 Tonnen, oder 200.000 Eisenbahnwagenladungen erreicht hat. […] Namentlich der Hauptumschlagsplatz 'Praterkai' mit seinen Kränen, Verladebrücken, Getreideelevatoren und Speicheranlagen, aus dem die Hälfte des gesamten Wiener Güterverkehres abgewickelt wird bietet dem, die Reichsbrücke passierenden Beschauer ein Bild eines lebhaft bewegten Hafenverkehres."
Angelegenheiten der der Donausschifffahrt werden seit 1856 im Rahmen der Donaukommission geregelt, die ihren ursprünglichen Sitz im rumänischen Galatz hatte. Während des Ersten Weltkriegs ruhten die Aktivitäten der Kommission, wurden aber nach 1918 von den Siegermächten wieder aufgenommen. Erst zwischen 1921 und 1923 erhielten auch die ehemaligen Mittelmächte und Donau-Anrainerstaaten Deutschland, Österreich, Ungarn und Bulgarien wieder gleichberechtigte Schifffahrtsrechte auf der Donau. Heute hat die Donaukommission, deren Funktionäre Diplomatenstatus genießen, ihren Sitz in Budapest.
Link:
Wien als Hafenstadt (Österreichs Illustrierte Zeitung vom 4. August 1918)