Am 4. Dezember 1918 titelte die sozialdemokratische Salzburger Wacht mit einem kritischen Artikel über die tirolerische Eigenstaatlichkeitsbewegung, die vor allem vom späteren Gründungsmitglied des Tiroler "Antisemitenbundes" und Heimwehrführer Richard Steidle mit antisemitischen Untergriffen unterfüttert wurde. Zugleich erschien eine Seite weiter ein Bericht über Westungarn, dem späteren Burgenland, wo am Sonntag dem 2. Dezember 1918 die Bevölkerung eine klare Willensbekundung zur Autonomie von Ungarn samt staatlicher Neuorientierung an Deutsch-Österreich abgegeben hatte:
"Die Sonntags stattgefundenen Versammlungen der deutschen Gemeinden der Komitate Preßburg, Wieselburg, Oedenburg und Eisenburg nahmen eine Entschließung an, wonach die deutschen Gemeinden von Westungarn einstimmig an die ungarische Regierung die Forderung richten, den Deutschen Westungarns sei auf ihrem Siedlungsgebiete volle Autonomie zu verleihen, und an der Spitze des Verwaltungsgebietes soll ein deutscher Volkskommissär stehen. Die Versammlungen beschlossen die Einberufung der deutschen Nationalversammlung für Westungarn zur Beratung über die Einrichtung der Selbstverwaltung und fordern die sofortige Aufhebung der Grenzsperre gegen Deutschösterreich. In den Versammlungen herrschte begeisterte Stimmung für den Gedanken des Anschlusses an die deutschösterreichische Republik."
Links:
Die westungarischen deutschen Gemeinden fordern die Autonomie (Salzburger Wacht vom 4. Dezember 1918)
Heute vor 100 Jahren: Die drohende Zerreissung des Burgenlandes (19. November 1918)
Heute vor 100 Jahren: Der im Ersten Weltkrieg zunehmende Antisemitismus (28. Juli 1918)