Von einem Erlass des Kriegsministeriums über den Einsatz von Elektrizität bei der Behandlung Posttraumatischer Störungen berichtete das Salzburger Volksblatt am 4. Juni 1918. Die sogenannten "Kriegsneurosen" und "Kriegshysterien" wurden mit Elektroschocktherapien und "Überrumplungsmaßnahmen" behandelt. Oberste Ziele waren die schnellstmögliche Remobilisierung der Soldaten an die Front und die Aussortierung etwaiger Simulanten. Die Elektrotherapie ("Kaufmann Kur") beinhaltete neben Sinusstrom-Anwendungen auch folterähnliche Methoden. So mussten Patienten unter anderem Erbrochenes wieder schlucken und wurden Röntgenbestrahlungen in Dunkelkammern ausgesetzt oder wurden mit Kehlkopfsonden gefoltert, die den Tod durch Ersticken simulierten.
Die "Elektrotherapie nach Kaufmann" erfolgte durch die Vermittlung der absoluten Entschlossenheit der Therapeuten an die Patienten und die darauf folgende Verabreichung von Wechselstrom in drei- bis fünfminütigen Intervallen. Begleitet wurde diese "Therapie" durch scharfe militärische Kommandos. Auf diese Art sollten die Ärzte eine Heilung in einer einzigen Sitzung erzwingen. Da diese Methode allerdings zum Tod vieler Patienten führte, reagierte das Kriegsministerium spät, nämlich erst in den letzten Kriegsmonaten des Jahres 1918, mit einem Erlass:
"Dem Kriegsministerium ist zur Kenntnis gelangt, daß durch die therapeutische Anwendung des Sinusstroms bei der Behandlung von hysterischen Krankheitszuständen in mehreren Fällen der Tod des Patienten verursacht wurde. Der Tod trat analog dem eigentlichen ‚Chloroformtod‘ plötzlich, und zwar ganz im Beginn der Stromanwendung ein. Es handelt sich also um einen Herztod. Für die Erklärung des plötzlichen Todes wurde bei der Obduktion festgestellter 'Status thymialsymphaticus' verantwortlich gemacht. Da hienach die Sinusströme selbst bei vorsichtiger Anwendung in unberechenbarer Weise das Leben der Patienten gefährden können, wird deren Anwendung in den Militärsanitätsanstalten überhaupt verboten und ist diese gefährliche Behandlungsmethode im Bedarfsfalle durch den ungefährlichen faradischen Strom zu ersetzen."
Der erste Weltkrieg war aber nicht der erste Krieg, in dem mit Elektroschocks experimentiert wurden. Schon in den 1850er Jahren fanden erste Versuche mit der Elektroschocktherapie statt, wobei aber schon damals Zweifel an der Effektivität dieser Methode herrschten.
Obwohl es bis heute keine Heilung für Posttraumatische Störungen gibt, wird bis heute die umstrittene Elektrokrampftherapie (ECT) zur Behandlung von Kriegstraumata eingesetzt, um belastende Erinnerungen durch gezielte Elektroschocks zu löschen.
Link:
Gefährliche Elektrotherapie (Salzburger Volksblatt vom 4. Juni 1918)