Während des Ersten Weltkrieges blieb der Prater beliebtes Ziel der Wiener Bevölkerung, um Zerstreuung zu finden. Vor allem Soldaten auf der Suche nach Ablenkung waren im Prater anzutreffen, aber auch Verwundete, an die Freikarten für verschiedene Fahrgeschäfte ausgegeben wurden.
Die im Prater gelegene Rotunde (1937 abgebrannt) wurde für militärische Propagandazwecke genutzt, um der Bevölkerung den Krieg näher zu bringen. So wurden dort am 4. Mai 1918 Marineschauspiele vorgeführt, bei denen Schlachten auf hoher See nachgespielt wurden. Die Vorführungen waren in vier Akte gegliedert und es wurde kein technischer Aufwand gescheut:
"Die Marineschauspiele im Prater sind ein nicht minder wirksames Mittel der Propaganda für das Sonnenland Dalmatien und zugleich geben sie ein anschauliches Bild der Tätigkeit unserer Marine und ihrer nie versagenden Initiative. Voll kriegerischen Geistes sind die Bilder, die vorgeführt werden: die Eroberung des Lovcen, ein Angriff auf Ragusa, ein Kampf auf hoher See, Kanonendonner erfüllt das Haus, Pulverdampf die Szene und von den malerisch am Fuße hoher Berge hingestreuten Häuschen von Cattaro fällt mehr als eines den feindlichen Batterien der Montenegriner zum Opfer. Ein Besuch in der blauen Grotte auf Busi versetzt uns wieder in die stille Friedenszeit und tut all die Wundermärchen der Adria vor uns auf, die jetzt allerdings noch schweigen müssen, in kommenden besseren Tagen aber wohl wieder ihren Zauber wirken lassen werden. Mit der Ausstattung der Bilder, die das Kriegsfürsorgeamt mit munifizenter Hand diesem hoffentlich erträgnisreichen Unternehmen gewidmet hat, haben Kautsky und Rottanara ein kleines Meisterstück geschaffen, das verdient, auch über die Tage des Krieges hinaus erhalten zu bleiben."
Begleitet wurde das Programm von Matrosenchören und Marinekapellen. Die Erlöse aus den Eintrittskarten kamen dem Kaiser-König-Karl-Fonds zugute, der zur Unterstützung von Soldaten und deren Familien eingerichtet wurde.
Links:
Die neuen Marineschauspiele (Fremden Blatt vom 4. Mai 1918)
Heute vor 100 Jahren: Die Kriegsausstellung im Prater (20. September 1917)