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Von Tag zu Tag 1917 bis 1919

4. Oktober 1917

Eine Menschenmenge aus Flüchtlingen, darunter mehrheitlich Frauen und Kinder, sowie medizinisches Personal posiert zwischen zwei Baracken und einer Gleisanlage für ein Foto
Menschenmenge im Barackenlager Wagna; © Österreichischen Nationalbibliothek, Bildarchiv

Die sozialdemokratische Zeitung "Arbeiterwille" berichtete am 6. Oktober 1917, dass ein elfjähriger Bub im Flüchtlingslager Wagna bei Leibnitz von einem Gendarmen erschossen wurde, nachdem dieser Steine auf ihn geworfen hatte. Im Lager Wagna waren zwischen 1914 und 1918 bis zu 21.000 Kriegsflüchtlinge vorwiegend aus den italienischen Teilen der Monarchie untergebracht. Im Lager starben fast 3.000 Menschen an Cholera, Thyphus und Fleckfieber. Ein eigener italienischer Friedhof wurde errichtet. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie entstand aus diesem Flüchtlingslager die Siedlung Wagna.

Der "Arbeiterwille" thematisierte die schlechten Lebensbedingungen im Lager und folgerte, dass "dieser Mord […] ein entsetzliches Streiflicht auf die Verhältnisse im Flüchtlingslager [werfe]." Eine andere Meinung vertrat dazu der deutschnationale steirische Landtagsabgeordnete August Einspinner: "Entweder Ordnung und Schutz der einheimischen Bevölkerung oder weg aus dem Lande mit Leuten, die sich nicht einordnen wollen in die Gesetze und Sitten." In der von 1915 bis 1918 täglich außer montags erscheinenden Lagerzeitung für Wagna wurde der Vorfall mit keinem Wort erwähnt.

Link:
Mannlichergewehre zur Jugendfürsorge (Arbeiterwille vom 6. Oktober 1917)
Weiterlesen: Flucht und Vertreibung

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