1918 machten Forscher im oberösterreichischen Ebensee eine Entdeckung, für die sich die Öffentlichkeit rasch begeisterte – die Gasselhöhle, eine Tropfsteinhöhle im Gasselkogel, einem Ausläufer des Erlakogels. Der Eingang der Höhle war den Einheimischen zwar bekannt, doch niemand wagte den Einstieg in das dunkle Loch. Erst die vier Ebenseer Franz Pergar, Emil Hofinger, Johann Pollanschütz und Johann Reinbacher unternahmen vor 100 Jahren den ersten Versuch. Aufgrund der im Vergleich zu heute dürftigen Ausrüstung der Höhlenforscher war das Unterfangen schwierig und gefährlich. Das Neuigkeits-Welt-Blatt berichtete am 4. September über die Erstbegehung:
"Nachdem wegen ungünstigen Wetters die Entdecker der Gaßl-Tropfsteinhöhle eine Pause hatten verstreichen lassen, unternahmen sie nun einen neuen Vorstoß. Beim ersten waren sie, wie berichtet, zu einem tiefen Abgrund gekommen, in den sie probeweise einen Stein fallen ließen, um die Tiefe annähernd abschätzen zu können. Dieser Abgrund wurde nunmehr überwunden. Herr Pergar ließ sich am Seil hinab und kam in 60 Meter Tiefe. Wie die Erforscher vermutet hatten, begann von der großen Höhle ab erst eigentlich das Tropfsteingebiet. Pergar entdeckte eine neue große Höhle mit herrlichen Tropfsteingebilden, die in Form und Größe zu den interessantesten Gebilden gehören dürften. Auch den neu entdeckten Dom schließt ein steil abfallender Abgrund ab, der bei der nächsten Forschung überwunden werden soll. Pergar vermutet, daß sich dort neue Höhlen anschließen werden. Wie in der erstentdeckten Höhle fließt auch durch die jetzt entdeckte ein Gewässer, daß jedenfalls die Speisung des Röthelsees vornimmt."
Nach der Erstbegehnung wollte man die Gasselhöhle für die Öffentlichkeit zugänglich machen, was allerdings bis zum 6. August 1933 dauerte. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Höhle geschlossen. Der Führungsbetrieb wurde 1947 wieder aufgenommen und ist, nach einer zwischenzeitlichen Schließung von 1963 bis 1973, bis heute aufrecht (da es zu jeder Jahreszeit in der Höhle nur etwa 6,5° kalt ist, ist bei einem Besuch der Schauhöhle warme Kleidung anzuraten).
Die Erforschung des Höhlengebietes geht bis zum heutigen Tag weiter. Die jüngsten Entdeckungen neuer Gangsysteme gehen auf das Jahr 2006 zurück, wobei aber zahlreiche weitere, noch nicht erschlossene Kammern im Tropfsteinhöhlengebiet des Erlakogels vermutet werden.
Links:
Neue Entdeckung in der Gaßl-Tropfsteinhöhle (Neuigkeits-Welt-Blatt vom 4. September 1918)
Weiterlesen: Die Gassel-Tropfsteinhöhle (Besucherinformation)
Weiterlesen: Die Geschichte der Gasselhöhle