Am 5. Mai 1918 jährte sich der Geburtstag des politischen Ökonomen und Philosophen Karl Marx zum 100. Mal. Nicht nur die Arbeiter-Zeitung berichtete darüber, sondern auch das bürgerlich orientierte Interessante Blatt veröffentlichte zu diesem Anlass einen Artikel, der auffallend wertfrei ausfiel.
Das Interessante Blatt war die am längsten erscheinende (1882–1939), auflagenstärkste und bei weitem wichtigste Wochenillustrierte der Monarchie und der Ersten Republik. In dem Theaterstück "Die letzten Tage der Menschheit" von Karl Kraus kommt das Interessante Blatt immer wieder vor und wird als regierungsnahe Propagandazeitung dargestellt, deren Berichterstattung effekthascherisch und voyeuristisch sei. Umso mehr überrascht der relativ neutrale Artikel über Karl Marx:
"Am 5. Mai 1918 werden es 100 Jahre, dass Karl Marx, der später zum Führer vieler sozialistisch politischer Bewegungen wurde, in Trier geboren wurde. Karl Marx, dessen Vater Advokat war studierte erst in Bonn und Berlin Rechtswissenschaft, Geschichte und Philosophie. Als sozialistischer Schriftsteller und Agitator wurde er von den Regierungen mehrmals verfolgt und ausgewiesen, und starb, bis kurz vor seinem Tode immer für seine Ideen agitierend und kämpfend, am 14. März 1883 in London […] Marx war als Schriftsteller überaus fruchtbar und viele seiner Werke, so 'Das Kapital' sind heute noch grundlegend auf ihrem Gebiete. Sein Gedenktag wird in der ganzen Welt entsprechend gefeiert werden."
Link:
Ein Gedenktag Karl Marx' (Das Interessante Blatt vom 2. Mai 1918)