1919 kämpfte die deutschösterreichische Regierung in den Staatsvertragsverhandlungen in St. Germain um die Angliederung Westungarns, des heutigen Burgenlands, an die Republik Deutschösterreich. Vielen Österreicherinnen und Österreichern war das "Land der Heanzen" oder "Heinzenland", wie das Gebiet auch genannt wurde, großteils unbekannt. Aus diesem Grund erschienen in den Tageszeitungen immer wieder Reiseberichte über das exotische Land. 1919 kam deshalb auch eine Broschüre mit dem Titel "Heinzenland. Deutsches Neuland im Osten" auf den Markt. Das Neue Wiener Journal stellte die Broschüre am 6. März 1919 ausführlich vor, in der der Autor Albert Winterstetten die Burgenländer den neugierigen Leserinnen und Lesern so vorstellte:
"Sie sind ein arbeits- und- unternehmungslustiges, aber ebenso lebensfreudiges Völkchen, die Heinzen, und besitzen eine bodenständige, kräftig entwickelte Volksdichtung. Zahlreiche geistliche und weltliche Weihnachts- und Festspiele, Schwänke, Sagen und Märchen in heinzischer Mundart bekunden ihre poetische Begabung, die sich durch frische Sinnlichkeit und schalkhaften Humor auszeichnet. Humor und Spottlust sind überhaupt im Heinzenland zu Hause. Im ganzen Lande gehen die Schildbürgerstückchen um, mit denen eine Ortschaft die andere verspottet. So erzählt man von den Günsern, sie hätten, als ein Reiteroberst bei ihnen Pferdekotzen bestellte und als Muster einen alten durchlöcherten Kotzen hergab, die Waren mit Löchern genau an den gleichen Stellen geliefert. Man nennt die Umwohner des Neusiedlersees 'Hechtstutzer', die Rechnitzer 'Lercherltreiber', die Rattersdorfer 'Pfluiradheinzen', und kennt sonst noch: Pumheanzen, Spiegel-, Knödel-, Schuißprügel-, Knofel-, Murken-, Golgenheanzen usw."
Im Staatsvertrag von St. Germain zwischen Österreich und den Siegermächten des Ersten Weltkriegs wurde Westungarn 1919 Österreich zugesprochen, was den Widerstand ungarischer Freischärler hervorrief. Erst weitere Verhandlungen, in denen Italien vermittelte, und eine Volksabstimmung über die staatliche Zugehörigkeit Soprons (Ödenburg), die zugunsten Ungarns ausging, führten dazu, dass das österreichische Bundesheer im Dezember 1921 das Burgenland endgültig für Österreich in Besitz nehmen konnte.
Links:
Heinzenland. Die Deutschen Westungarns (Mittagsblatt des Neuen Wiener Journals vom 6. März 1919)
Heute vor 100 Jahren: Autonomie für Westungarn (4. Dezember 1918)