"Dem Volke zur Wehr" titelte am 6. November 1918 das Neuigkeits Welt-Blatt:
"Auf Verfügungen des deutschösterreichischen Staatsrates wurden in allen Wiener Kasernen Werbekanzleien eröffnet, wo Anmeldungen zum freiwilligen Eintritt in die Volkswehr entgegengenommen werden. Körperlich rüstige Männer werden hier angeworben, die in diesen schweren Tagen ihrem Volk zur Wehr dienen sollen, um die nun so überaus nötige Ruhe und Ordnung im Innern des hochbedrängten Landes aufrechtzuerhalten."
Laut den Berichten verschiedener Zeitungen war der Andrang zur Volkswehr groß. Ehemaligen Soldaten wurde bei Eintritt in die Wiener Nationalgarde sogar die Fortzahlung des Unterhaltsbeitrags für Angehörige in Aussicht gestellt. Dies mag wohl auch ein Grund gewesen sein, warum oft ganze Truppenkörper geschlossen der Volkswehr beitraten. Sogar Deserteuren wurde nicht nur Straffreiheit, sondern auch eine anständige Ausrüstung, täglich 8 Kronen sowie drei Mahlzeiten täglich zugesichert. Die Einschreibung zur Volkswehr erfolgte in den Kasernen.
Unter den einfachen Soldaten war neben den Sozialdemokratischen Arbeiterräten auch die am 1. November 1918 gegründete kommunistische "Rote Garde" einflussreich. Als linksradikaler Wehrverband strebte sie eine Rätediktatur nach russischem Vorbild an. Um die "Rote Garde" unter Kontrolle zu bringen, setzte der sozialdemokratische Staatssekretär für Heerwesen Dr. Julius Deutsch am 4. November 1918 ihre Eingliederung in die staatliche Volkswehr durch.
Links:
Dem Volke zur Wehr (Neuigkeits Welt-Blatt vom 6. November 1918)
Heute vor 100 Jahren: Die Gründung der Roten Garden (1. November 1918)