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Von Tag zu Tag 1917 bis 1919

6. Oktober 1918

Motorradrennen: Erzherzog Leopold passiert die Haarnadelkurve auf der Exelbergstraße
"Erzherzog Leopold passiert die Haarnadelkurve auf der Exelbergstraße"; © Das Illustrierte Sportblatt vom 1. November 1918

Nach mehreren Jahren Pause fand am 6. Oktober 1918 das Exelberg-Motorradrennen nahe der Wiener Stadtgrenze wieder statt. Über das Rennen, das bei schönem Herbstwetter im nördlichen Wienerwald stattfand, berichtete das Neue Wiener Tagblatt:

"Das herrliche Herbstwetter begünstigte die Veranstaltung ungemein. Alle Aussichtspunkte der vier Kilometer langen Exelbergstrecke waren dicht besetzt. Das Regenwetter der letzten Tage machte sich nur in dem unteren Teil der Exelstraße etwas geltend, denn etwa einem halben Kilometer nach dem Startpunkt war die Straße noch naß und kotig, je höher es aber ging, desto besser war die Straßenoberflache und gestattete ungehinderte Fahrt. Seit dem Jahre 1910 hat auf dem Exelberg kein Motorradrennen mehr stattgefunden und die lange Pause hatte die interessierten Kreise sichtlich ausgehungert. Es wurde nämlich den Motorradrennen gestern weitaus mehr Interesse entgegengebracht als den Radkonkurrenzen. Die beste Zeit des Tages erzielte Ludwig Lutter mit der von ihm gesteuerten 3.8 PS Moto-Reve-Maschine in der Kategorie der Motorräder bis 500 Kubikzentimeter Zylinderinhalt. Lutter, der vor dem Kriege zu unsern erfolgreichen Motorradrennfahrern zählte, legte die vier Kilometer lange Rennstrecke in 5 Minuten 11.4 Sekunden zurück und gewann damit nicht nur den ersten Preis seiner Klasse, sondern auch den für die beste Zeit des Tages ausgesetzten Spezialehrenpreis […] Erzherzog Anton siegte auf seiner 7.8 PS Indian-Maschine in der Kategorie der Motorräder ohne Beschränkung des Zylinderinhaltes und der Motorenstärke. Er erzielte mit 5 Minuten 26 Sek. die beste Zeit dieser Klasse. Erzherzog Leopold wurde mit seiner 7.6 PS Neckarsulm-Maschine nur um fünf Zehntelsekunden hinter Erzherzog Anton Zweiter; er rutschte mit seiner Maschine in einer der ersten Kurven infolge des nassen Bodens und konnte die hiedurch verlorene Zeit in Anbetracht der kurzen Strecke nicht mehr einbringen."

Die Sieger-Maschine war ein Schweizer Fabrikat aus Genf, und stammte aus dem zum damaligen Zeitpunkt modernsten Motorradwerk. Moto-Rêve ("Motor-Traum" oder "Traum-Motorrad") gehörte zu den führenden Motoren- und Motorradherstellern Europas und existierte von 1905 bis 1925.

Die bis heute unter Motorradfahrern beliebte kurvige Strecke über den Exelberg führt von niederösterreichischen Tulbing im Bezirk Tulln nach Wien-Neuwaldegg. Immer wieder kommt es hier zu schweren Motorradunfällen, die durchschnittlich zwei Todesopfer pro Jahr fordern.

Links:
Motorrad Exelberg-Rennen (Neues Wiener Tagblatt vom 7. Oktober 1918)
Exelberg-Rennen (Illustriertes österreichisches Sportblatt vom 1. November 1918)

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