Am 7. April 1918 berichtete die Arbeiter-Zeitung über die Arbeit der Kinderfreunde. Dies heute noch sehr aktiven Organisation wurde vor 110 Jahren, also im Jahr 1908, vom Sozialdemokraten Anton Afritsch in Graz unter dem Grundsatz "Wir leben und wir arbeiten, damit es unseren Kindern einmal besser geht" gegründet. Bis 1914 entstanden in Kärnten, Wien, Niederösterreich, Tirol, Salzburg und Oberösterreich weitere Ortsgruppen.
Die Arbeiter-Zeitung: "Die Zahl der Mitglieder ist von rund 4000 auf rund 10.000 gestiegen, die Zahl der Ortsgruppen von 22 auf 30. Der Verein hat mit Erfolg seine Tätigkeit mehr und mehr auf die Industrieorte Niederösterreichs ausgedehnt. [....] Die Zahl der Veranstaltungen für Kinder und Erwachsene stieg beträchtlich. 5830 Veranstaltungen mit 295.000 Teilnehmern waren es 1916 und 7386 Veranstaltungen mit 472.000 Teilnehmern 1917. Fast eine halbe Million Kinder hat der Verein bei seinen Veranstaltungen vereinigt […] Die Veranstaltungen für die körperliche Ertüchtigung der Kinder überwogen. An ihnen nahmen 285.000 Kinder teil, an den Veranstaltungen zur geistigen Förderung 176.000 Kinder. Dabei ist zu erwägen, daß gerade der körperlichen Betätigung große Schwierigkeiten entgegenstanden. Es fehlte an Lebensmitteln, Schuhen und Kleidern, den wichtigsten Voraussetzungen für Massenausflüge, Badegänge und Spieltage. Die steigende Kriegsnot zwang den Verein, einem Tätigkeitszweig im Jahre 1917 größere Aufmerksamkeit zuzuwenden, mit dem 1916 erst zwei schüchterne Versuche gemacht worden waren. Es ist dies der Betrieb von Tagesheimstätten. […] In diesen Tagesheimstätten erhalten die Kinder tagsüber Verpflegung. […] Die durchschnittliche Gewichtszunahme betrug 1,76 Kilogramm zum Unterschied von den Kindern in Igls, die dort in der ersten Reichsferienkolonie der Kinderfreunde Unterkunft fanden und die durchschnittlich mit 3 Kilogramm Gewichtszunahme als Feriengewinn in die Stadt zurückkehrten."
Heute spielt das "Aufpäppeln" hungernder Kinder glücklicherweise nicht mehr zu den zentralen Aufgaben der Kinderfreunde, sondern der vor genau 99 Jahren aufgenommene Betrieb von Kindertagesstätten und die Interessenvertretung von Kindern und Familien, wobei Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit und Solidarität, Gewaltverzicht und Toleranz im Mittelpunkt der Arbeit der Kinderfreunde stehen.
Links:
Ein Jahr Kinderfreundearbeit (Arbeiter-Zeitung vom 7. April 1918)
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