Wie schon einige Male zuvor, erregte am 7. Februar 1918 der Einfallsreichtum der Schmuggler Aufsehen, die Lebensmittel aus der vergleichsweise gut versorgten ungarischen Reichshälfte in die unter Lebensmittelknappheit leidende österreichische Reichshälfte beförderten:
"Der Mehloplan: Was vermögen aber Grenzpolizei und Gendarmerie gegenüber den mit List und seltenem Raffinement ersonnenen Tricks, die jeder Kontrolle ein Schnippchen schlagen. Als eine Rekordleistung darf man wohl bezeichnen, was dieser Tage auf der Linie Neuhäusel [heute Nové Zámky, Slowakische Republik] – Wien geschah: Lebensmittel wurden nämlich auf dem Luftwege befördert.
Auf einer Bahnstation hinter Neuhäusel hatte sich folgendes begeben: Tief unter den Wolken wurde ein schwarzer Punkt entdeckt, der sich der Erde näherte und immer größere Dimensionen annahm, bis die Umrisse eines straffen Sackes deutlich zu erkennen waren.
Eine Menge Schaulustiger hatte sich angesammelt, die in die Luft starrten. Der Sack setzte seinen geraden Weg zur Erde fort, mitten hinein in die Menschenansammlung, die sofort auseinanderstob. Der Stationsvorstand, der sich gleichfalls in der Menge befand, konnte nicht rechtzeitig beiseite springen. Er wurde von dem Sack hart gestreift, letzterer platzte – und heraus ergoß sich ein förmlicher weißer Regen. Es war Mehl, das aus dem Sack hervorrieselte. Der Stationsvorstand trug durch das Platzen des Mehlsackes starke Hautabschürfungen davon.
Die umständliche Untersuchung gab Aufklärung. Aus einer Flugstation in Ungarn wollte ein Pilot mittels Luftschiffes einen Sack Mehl nach Oesterreich befördern. Der Sack wurde an das Gerüst des Apparates angebunden; während der Fahrt löste sich der Sack los und fiel zu Boden." (Hervorhebungen im Original, Illustrierte Kronen-Zeitung vom 7. Februar 1918)
Links:
Wie man Mehl und Anderes schmuggelt (Illustrierte Kronen-Zeitung vom 7. Februar 1918)
Siehe auch den 27. Oktober 1917