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Von Tag zu Tag 1917 bis 1919

8. August 1918

Bild vom Prozess gegen Emmo Davit
Der Mordfall Juliane Earl: "Aug' in Aug' einander gegenüber"; © Neuigkeits-Welt-Blatt vom 7. August 1918

Der grausame Mord im noblen Wiener Hotel Bristol am 23. Mai 1918 an Juliane Earl – eine persönliche Angestellte der Baronesse von Vivante – erregte in ganz Österreich großes Aufsehen. Die Ermittlungen ergaben, dass der Neffe der Baronesse Emmo Davit seine Tante, die gewöhnlich im Hotel Bristol abstieg, dort öfters um Geld bat. Davit behauptete gegenüber seiner Tante, dass er Juliane Earl liebe; tatsächlich plante er aber gemeinsam mit seinem Komplizen Kurt Franke über Frau Earl einen Zugang zum Hotelsafe zu bekommen. Da ihm letztere auf die Schliche kam, musste sie sterben. Die öffentliche Empörung war besonders hoch, weil das Mordopfer von den Tätern derartig misshandelt worden war, dass die Todesursache nicht mehr eindeutig feststellbar war. Am 8. August 1918 endete der Gerichtsprozess mit zwei Schuldsprüchen für Emmo Davit und den erst 17jährigen Kurt Franke. Davit, der von der Familie Vivante finanziell großzügig unterstützt wurde, konnte offenbar nicht genug bekommen:

"Da erspäht er [Emmo Davit] eine entfernte Möglichkeit, den Weg zu einer größeren Geldsumme zu kommen, die ihm ein Testament sichert, zu beschleunigen. Das Mittel hiezu ist ein blutiges Verbrechen, die heimtückische Ermordung eines arglosen Mädchens, das er seit anderthalb Jahrzehnten als Gesellschafterin im Hause seiner Tante kennt. Er entschließt sich ohne Skrupel für die Hinwegräumung des kleinen Hindernisses und gewinnt seinen gelehrigen Schüler [Kurt Franke] ohne Schwierigkeit für den grausigen Plan. Die Vorbereitung für die Ausführung und diese selbst offenbaren einen Grad von Roheit und Verworfenheit, der jeder Bezeichnung spottet. Kein Tier kann gefühlloser werden, als es die Mörder vom Hotel 'Bristol' des Mammons halber getan haben. Das Gericht hat gesprochen, das Verdikt über das Mörderpaar ist gefällt. Das Rechtsempfinden, immer zu Zugeständnissen an das Mitleid geneigt, hier sagt es schaudernd Amen!"

Beide Täter zeigten sich geständig, beschuldigten sich aber gegenseitig. Das Gericht verurteilte Kurt Franke zu 15 Jahren schweren Kerkers. Emmo Davit wurde zum Hauptschuldigen erklärt und zum Tode durch den Strang verurteilt. Da die Todesstrafe aber in der Ersten Republik abgeschafft wurde, entging Davit der Hinrichtung und wurde begnadigt.

Link:
Der Raubmord im Hotel Bristol (Reichspost vom 8. August 1918)

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