Am 8. Dezember 1918 erschien in der Grazer Vororte-Zeitung folgende unscheinbare Notiz:
"In den letzten Wochen wurden in den meisten Gemeinden der deutschen Steiermark Heimwehren aufgestellt. Sie bilden eine Verstärkung der Gemeindepolizei durch verläßliche wehrfähige Ortsbewohner. Die nötigen Waffen werden an einer sicheren Stelle gesammelt verwahrt. Im Bedarfsfalle werden die Wehrmänner durch ein Alarmzeichen zu den Waffen gerufen. Ausnahmsweise kann die Heimwehr zur Unterstützung der Gendarmerie, zu Streifungen und ähnlichen Diensten in den Nachbargemeinden herangezogen werden. Die Verwendung dieser freiwilligen Wehrkörper weitab vom Heimatsorte zu Unternehmungen militärischer Natur ist aber unzulässig."
Die Heimwehren sollten sich in der Ersten Republik zu einer starken politischen Kraft entwickeln, die auch bei Nationalratswahlen erfolgreich war. In weiten Teilen vertraten die Heimwehren rechtsradikales Gedankengut. Das wurde am 18. Mai 1930 für jedermann sichtbar als Heimwehrformationen in Niederösterreich den "Korneuburger Eid" leisteten, der – vom italienischen Faschismus beeinflusst – die parlamentarische Demokratie ablehnte.
Ein Jahr darauf kam es tatsächlich zu einem Putschversuch als 14.000 steirische Heimwehrmänner unter ihrem Führer Walter Pfrimer zahlreiche Ämter in der Steiermark besetzen, Bürgermeister und Bezirkshauptmänner verhaften und ein "Provisorisches Verfassungspatent" proklamieren. Das Scheitern des sogenannten "Pfrimer-Putsches" zeichnete sich jedoch rasch ab, weil sich Heimwehrverbände aus anderen Bundesländern Großteils passiv verhielten. Der von Mussolinis "Marsch auf Rom" inspirierte "Marsch auf Wien" der steirischen Heimwehrmänner wurde vom Bundesheer ohne viel Aufwand zerstreut. Es kam nur zu einigen wenigen Verhaftungen und der Schwurgerichtsprozess gegen Pfrimer endete im Dezember des Jahres mit einem umstrittenen Freispruch womit auch alle anderen mit dem Putsch zusammenhängenden Gerichtsverfahren erledigt waren. Pfrimer schloss sich später der NSDAP an.
Links:
Organisation der Heimwehren (Grazer Vororte Zeitung vom 8. Dezember 1918)
Weiterlesen: Der Pfrimer-Putsch (auf den Seiten des Hauses der Geschichte Österreich)