Am 8. Jänner 1919 verstarb der Schriftsteller Peter Altenberg. Das Interessante Blatt brachte einen Nachruf:
"Ein Wiener Dichter, eine Erscheinung in der Literaturwelt, die sich durch die Eigenart des Lebens sowohl wie des Schaffens Beachtung erzwang. Die Bücher, die er schrieb, sind gering an Zahl wie an Umfang, aber darin liegt der ganze Inhalt seines Wesens. Er gab nur Augenblicksbilder, die ihn fesselten, in geschlossener, oft abrupter Form. Seine momentane Stimmung gestaltet sich zum Wort. Zum klingenden Wort, das fort tönt und den Hauch der Schönheit auf seinen Schwingen trägt. Oft läßt es mitten im Brausen der Welt aufhorchen und ahnen, welche tiefe Weltanschauung der Dichter in seiner Seele trug. Daß Altenberg nicht stärker auf seine Zeitgenossen wirkte, liegt in der Seltsamkeit seiner Lebensführung, die stark von der Linie des Normalen abwich und ihn oft zu einer lächerlichen Figur machte. Der Denker gebärdete sich häufig als Narr. Nur wenige haben ihn erkannt. Diese wenigen aber lieb gewonnen. Spät gelangte er zu literarischer Berühmtheit, doch blieb ihm immer der schriftstellerische Betrieb fremd, er wußte nicht den reichen Gewinn daraus zu schlagen, wie es moderne Berühmtheiten so gut verstehen. Er war ein Lebenskünstler, der alles ablehnte, das seiner Wesenart nicht entsprach und deshalb oft verkannt wurde. Sein Tod, der infolge einer beiderseitigen Lungenentzündung im Allgemeinen Krankenhause erfolgte, erlöste den Dichter von langjährigen Leiden. Sein Leben brachte er auf 60 Jahre."
Peter Altenberg, eigentlich Richard Engländer, wählte sein Pseudonym nach seiner Jugendliebe Berta "Peter" Lechner, die in Altenburg an der Donau lebte. Altenberg stammte aus einer wohlhabenden Wiener Familie, wurde von Privatlehrern unterrichtet und maturierte am Wiener Theresianum, einer Eliteschule. Ärzte attestierten ihm eine "Übererregbarkeit des Nervensystems" und erklärten ihn als berufsunfähig.
Altenberg verbrachte sein Leben als Kaffeehausliterat und war üblicherweise im Café Central mit seinen beiden Freunden Adolf Loos und Karl Krauss anzutreffen. War er nicht im Kaffeehaus, war er gerade am Weg dorthin, wie man von ihm sagte. Von 1913 bis zu seinem Tod am 8. Jänner 1919 lebte Altenberg im Grabenhotel in der Wiener Innenstadt.
Heute kann man Peter Altenberg im Café Central in der Wiener Herrengasse besuchen, wo er als Gipsfigur verewigt an einem Kaffeehaustisch sitzt; außerdem wurde ihm die Peter-Altenberg-Gasse in Wien-Döbling gewidmet.
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Peter Altenberg † (Das interessante Blatt vom 16. Jänner 1919)
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