Auf den ehemaligen Ottakringer Steinbrüchen, von denen sich der Name "Steinhof" ableitet, wurde am 8. Oktober 1907 die von Otto Wagner geplante niederösterreichische Landesheil- und Pflegeanstalt für Geistes- und Nervenkranke eröffnet. Der 10. Jahrestag der Eröffnung des "Steinhof" wurde am 8. Oktober 1918 in der Presse gewürdigt. Zur Zeit ihrer Errichtung war die Heilanstalt am Steinhof das größte psychiatrische Krankenhaus der Welt. Die Errichtungskosten betrugen 21 Millionen Kronen, was einem heutigen Wert von etwas mehr als 126 Millionen Euro entspricht. Die Anstalt beherbergte 1917 inklusive Personal 5000 Personen; die Mahlzeiten aus zwei Küchengebäuden wurden mit einer elektrischen Kleinbahn über ein mehr als 7 Kilometer umfassendes Gleisnetz zu den mehr als 70 Pavillons und Nebengebäude transportiert.
Die Anstaltskirche, die heute als "Otto Wagner Kirche" bezeichnet wird, zählt zu den bedeutendsten Jugendstilbauten Wiens, wurde damals aber wegen ihrer Modernität angefeindet und hätte deshalb niemals in der Stadt errichtet werden können. Am 8. Oktober 1907 bemerkte dazu die Neue Freie Presse: "Und ist es nicht eine hübsche Ironie des Schicksals, dass so ziemlich das erste vernünftige sezessionistische Gebäude großen Stils in Wien für die Irrsinnigen gebaut worden ist?"
Während der nationalsozialistischen Herrschaft zwischen 1933 und 1945 wurden in der damals "Am Spiegelgrund" genannten Nervenheilanstalt zahlreiche Euthanasiemorde begangen. Eine Gedenkstätte sowie eine Ausstellung zur Geschichte der NS-Medizin in Wien erinnern an diese dunkle Zeit.
Heute wird die Anstalt am Steinhof vom Wiener Krankenanstaltenverbund unter der Bezeichnung "Sozialmedizinisches Zentrum Baumgartner Höhe Otto-Wagner-Spital und Pflegezentrum" geführt.
Links:
Zehn Jahre Steinhof (Neuigkeits-Welt-Blatt vom 10. Oktober 1917)
Inflationscockpit der Österreichischen Nationalbank