Heute vor hundert Jahren erschien in den Wiener Bildern ein Artikel über die Linzer Soldatenstube. Soldatenstuben kümmerten sich vorrangig um das soziale Wohlergehen verwundeter Soldaten. Es lagen Zeitungen auf, man konnte Billard spielen, sogar Hausorchester spielten auf. Doch "nicht die Schale Kaffee-Ersatz mit dem dazugehörigen Jausenbrot, nicht die ausliegenden Tageszeitungen und Druckschriften, noch das zur Verfügung stehende Billard oder die ermunternden Weisen eines kleinen aus eigenen Kreisen zusammengestellten Hausorchesters sind es die erhebend auf das gedrückte Gemüt des von Haus, Familie und Heimat losgerissenen Kriegern einwirken, als vielmehr das herzliche Entgegenkommen edler Frauen und Männer, welche in der Soldatenstube selbst die Wirte machen und im tiefmenschlichen Mitempfinden Teilnahme zeigen an dem Geschicke ihrer Gäste."
In den Soldatenstuben wurde aber auch für das leibliche Wohl gesorgt. Soldaten mussten weder für die Jause noch für Getränke bezahlen. Täglich von 2 bis 5 Uhr am Nachmittag wurden Soldaten bewirtet und unterhalten. Es gab sogar Tabak, allerdings wurde kein Alkohol ausgeschenkt.
Betrieben wurden die bei ihren Besuchern sehr beliebten Etablissements vom Roten Kreuz. Die Linzer Stube war unter den Stuben die angeblich vornehmste, was nicht zuletzt am Personal lag: "Die Linzer Soldatenstube ist gewiß in dieser Hinsicht die beispielgebendste der Monarchie, wofür die oft geradezu rührenden Beweise der dankbaren Anhänglichkeit ihrer ehemaligen Besucher sprechen. Mit seltener Hingabe und der freudigsten Opferwilligkeit, die aus reiner echter Menschenliebe erblühen, leiten diese Anstalt seit ihrem Bestande Ihre Durchlaucht Frau Fürstin Starhemberg und Herr Hofrat Reichsgraf von Attems, denen sich eine Anzahl von Damen der Linzer Gesellschaft für die Versehung des Dienstes zur Bewirtung der Gäste zur Verfügung gestellt haben."
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Die Linzer Soldatenstube (Wiener Bilder vom 9. Juni 1918)