Am 3. März 1918 jubelten die österreichischen Zeitungen über den Frieden mit Russland und darüber, dass es durch die Gründung der Ukraine keine direkten Grenzen zu Russland mehr geben würde. Der Friede von Brest-Litowsk ermöglichte außerdem einen intensivierten Austausch von Kriegsgefangenen:
"Als erste erfreuliche Folge der Friedensverhandlungen mit Rußland, die eben jetzt durch den endgültigen Friedensschluß ratifiziert werden, hat der lebhafte gegenseitige Austausch der Gefangenen eingesetzt, der sich derzeit noch auf dem Wege über das neutrale Schweden vollzieht und unsere Landsleute in Saßnitz den deutschen Boden erreichen läßt. Einige hübsche Aufnahmen von dieser erfreulichen Aktion, die viel Kummer und Herzleid beendet, bringen wir heute, darunter unser Titelbild, auf welchem die Rückkehr eines weiblichen Fähnrichs, der nach tapferen Kämpfen in Gefangenschaft geraten war, wohl ganz besonderes Interesse erregen dürfte."
Austauschinvalide aus Russland (nach dem Frieden von Brest-Litowsk auch "normale" Kriegsgefangene) wurden mit der Eisenbahn über Moskau, St. Petersburg und Finnland über das schwedische Haparanda nach Trelleborg gebracht, wo sie nach dem deutschen Sassnitz auf der Insel Rügen übersetzten, um von dort mit dem Zug weiter nach Österreich zu reisen. Siehe dazu auch die Geschichte vom 16. November 1917.
Das Engagement von Frauen in der kämpfenden Truppe entsprach nicht dem Gesellschaftsbild der Monarchie, da dieses die Geschlechterordnung in Frage stellte. Das patriotische Engagement kämpfender Frauen geriet deshalb vor allem nach dem Weltkrieg, ganz im Gegensatz zum Bild der pflegenden Krankenschwester, weitgehend in Vergessenheit. Umso bemerkenswerter ist das Titelbild der Wiener Bilder vom 3. März 1918, das eine selbewußte k.u.k. Soldatin zeigt.
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Heimkehr von Austauschgefangenen. Eine gefangene Österreicherin, die als Fähnrich an der russischen Front kämpfte, bei der Ankunft in Sassnitz (Wiener Bilder vom 3. März 1918; Text auf Seite 9)
Weiterlesen: Die Frau im Schützengraben
Am 4. März machte die Nachricht vom Ableben des montenegrinischen Thronfolgers Mirko Petrović-Njegoš die Runde, der am 2. März 1918 in Wien einer Lungenblutung erlegen war.
Bei Kriegsausbruch 1914 stellte sich Montenegro auf die Seite Serbiens und musste im Anfang 1916 die Waffen strecken. Nach der Waffenniederlegung entschloss sich der österreichfreundliche Prinz im Gegensatz zu seinem Vater, König Nikola I, gegen eine Flucht nach Italien. Mirko ergab sich der k.u.k. Armee, die ihn gemeinsam mit seinem Leibarzt und einem Diener als Kriegsgefangenen nach Wien brachte, wo er wegen seiner schweren Lungenerkrankung in medizinische Behandlung übergeben wurde.
Sein letztes Lebensjahr verbrachte der 1879 geborene montenegrinische Thronfolger im Wiener Sanatorium Löw, wo er am 2. März bei einem Spaziergang im Garten des Sanatoriums zusammenbrach und einer Lungenblutung erlag, wie der Pester Lloyd am 4. März berichtete: "Der verblichene Prinz, der wegen seines schweren Leidens vor zwei Jahren dieses Sanatorium aufsuchen mußte, war mit Ausnahme einer kurzen, im Cottage-Sanatorium verbrachten Zeit andauernd im Sanatorium Löw in Behandlung gestanden."
Das Sanatorium Löw in der Wiener Mariannengasse 20 befand sich in unmittelbarer Nähe des Allgemeinen Krankenhauses und war bis zu seiner Auflösung 1939 die größte Privatkrankenanstalt Wiens. Hier verstarben unter anderem Alexander Girardi, Josef Kainz, Ludwig Koch, Gustav Mahler und Hansi Niese. Unter den zahlreichen prominenten Patienten befanden sich unter anderem Gustav Klimt und Ludwig Wittgenstein. Heute gehört die Immobilie den Österreichischen Bundesbahnen.
Link:
Prinz Mirko von Montenegro gestorben (Pester Lloyd vom 4. März 1918)
Große Erleichterung herrschte in der Wiener Theaterszene als sich am 5. März 1918 die Kunde von der neuen Leitung des (damals offiziell "Deutschen") Volkstheaters verbreite: "Und allen ist ein Heil widerfahren: der Posten eines Volkstheater-Direktors ist endlich besetzt worden. Nachdem es einen Monat lang ungewiß war, wer der kommende Mann sein werde, ist die Lösung gestern, dennoch früher als man erwartet hat, erfolgt. Eine Lösung, von der man wohl befriedigt sein darf, da die Wahl auf Herrn Alfred Bernau gefallen ist, einen Mann, der in der kurzen Zeit seines Wirkens in dieser Stadt sich Ansehen zu verschaffen verstanden hat... Er ist schon damit im Vorteil, daß man ihm zutraut ein gutes Volkstheater zu führen. Lang, lang ist's her, daß wir das nicht gehabt haben."
Bernau, der bis 1924 die Funktion des Direktors des Wiener Volkstheaters bekleidete, setzte sich für Naturalismus, Neuromantik und Expressionismus ein und engagierte bedeutende Schauspieler und Regisseure, unter anderem Raoul Aslan, Helene und Hermann Thimig, Hans Jaray, Lotte Medelsky, Hans Moser, Traute Carlsen und ihr Mann Karl Forest (siehe die Geschichte vom 11. Oktober 1917), Hansi Niese, Max Pallenberg und Alexander Moissi (siehe die Geschichte vom 4. September 1917).
Besonderen Wert legte auf Bernau auf die damals modernen Gegenwartsstücke, darunter Schnitzler (in "Professor Bernhardi" spielte Bernau selbst die Titelrolle), Felix Salten, G. B. Shaw, Ibsen und Strindberg, wobei zahlreiche Stücke Bernaus pazifistische Geisteshaltung widerspiegelten. Mit der Uraufführung von Arthur Schnitzlers Reigen in den dem Volkstheater angeschlossenen Wiener Kammerspielen (Bernau führte die Kammerspiele zuvor selbst als Direktor) provozierte er am 1. Februar 1921 einen der bekanntesten Wiener Theaterskandale, der den sogenannten "Reigen-Prozess" zur Folge hatte.
Am Höhepunkt der Inflation musste Bernau das Volkstheater wegen ausbleibender finanzieller Gewinne 1924 verlassen und ging als Theaterdirektor und Filmschauspieler nach Deutschland. Er verstarb 1950 in St. Wolfgang in Oberösterreich.
Link:
Der neue Volkstheater-Direktor (Wiener Allgemeine Zeitung vom 5. März 1918)
Am 6. März 1918 wurde den Wienerinnen und Wienern eine "großzügige Neuerung auf dem Gebiet der städtischen Leichenbestattung" vorgestellt: "In den Werkstätten der Straßenbahn wurde ein eigener Leichenwagen gebaut, der von einem Triebwagen der 'Elektrischen' geführt wird."
Von März 1918 bis 1928 (und dann wieder während des Zweiten Weltkriegs) wurden Verstorbene mit der Straßenbahn zum Wiener Zentralfriedhof transportiert. Die ersten zwei Linien verkehrten ab März 1918 vom Lainzer Versorgungsheim in Wien-Hietzing und dem Kaiser Franz Josef Jubiläumsspital (damals in der Esterhazygasse im 6. Wiener Gemeindebezirk), weitere Linien später ab der Pflegeanstalt am Steinhof und dem Allgemeinen Krankenhaus.
Der Wagen der Type 7031 fasste zwölf Särge, war dunkelgrau lackiert und verkehrte nach Einbruch der Dunkelheit, um Lebende nicht zu erschrecken. Die schon in den 1880ern angedachte Etablierung einer "Leichentram" wurde gegen Kriegsende aus Notwendigkeit umgesetzt, da die Strecke zum Zentralfriedhof für kriegsbedingt hungernde Pferde zu weit war, und von der Armee eingezogene Lastkraftwagen nicht zur Verfügung standen. Die "letzte Reise" war bis Kriegsende kostenlos. Um 1920 kostete der "Fahrschein" für die letzte Reise bereits 450 Kronen (ca. 45,- Euro) und war damit deutlich teurer als der Tarif für reguläre Passagiere.
Link:
Leichenbeförderung mittels Straßenbahn (Titelblatt des Neuigkeits-Welt-Blattes vom 6. März 1918) – ein besonders gutes Beispiel einer "Reproduktion nach einer photographischen Aufnahme"
Am 7. März 1918 berichtete das Neuigkeits-Welt-Blatt über einen mehr als 200 Jahre alten Weinstock, der unmittelbar nach der "großen Türkenbelagerung Wiens" im Jahr 1683 in Steyr gepflanzt worden sein soll: "Geht man vom Bahnhof in die innere Stadt, durch die Bismarckstraße, so trifft man noch vor der Ennsbrücke das alte Gasthaus 'Zu den drei Hacken'. In ziemlich ungünstiger Lage, an der Nordwand im Vorhof, steht der alte Weinstock. Sein Stamm ist mehr als armdick." Dieser "größte Weinstock Oesterreichs", der 90 Quadratmeter Fläche der Hauswand und eine Laube bedeckte, war offenbar sehr ergiebig und trug, so die Linzer Tages-Post vom 29. Juli 1896, im Sommer dieses Jahres 2.000 dunkle Trauben. Auch 1897 brachte der Weinstock einen ähnlich hohen Ertrag, der für die Erzeugung von jeweils etwa 1.400 Flaschen Wein gereicht hätte.
Den Gasthof "Zu den drei Hacken" gibt es nicht mehr und die die Bismarckstraße heißt heute wieder Bahnhofstraße, wie sie auch vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs hieß. Der Gasthof befand sich an der Ecke Bahnhofstraße und Kollergasse und hatte dort, wo sich der Weinstock befand, auch einen hofseitigen Eingang. Heute ist hier die städtische Bibliothek untergebracht.
Link:
Der 200jährige Weinstock von Steyr (Neuigkeits-Welt-Blatt vom 7. März 1918)
Anlässlich des Internationalen Weltfrauentages am 8. März 1918, der damals auch Internationaler Frauenkampftag genannt wurde, forderten vor allem sozialistische Zeitungen die Gleichberechtigung von Mann und Frau. In allen Landesteilen wurden zahlreiche Veranstaltungen durchgeführt; alleine in Vorarlberg fanden aus diesem Anlass in Bregenz, Dornbirn, Feldkirch, Lustenau, Rankweil und einigen kleineren Orten Versammlungen sowie künstlerische Veranstaltungen statt.
Der Internationale Frauentag lässt sich auf eine Initiative der deutschen Sozialistin Clara Zetkin aus dem Jahr 1910 zurückführen als sie sich bei der 2. Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen für die Einführung eines jährlichen Frauentages aussprach. Der erste Frauentag wurde tatsächlich ein Jahr später in Dänemark, Deutschland, Österreich-Ungarn und der Schweiz begangen. Das wesentlichste politische Ziel der ersten Frauentage war die Durchsetzung des Frauenwahlrechts.
Link:
Frauentag in Vorarlberg! (Vorarlberger Wacht vom 8. März 1918)
Am 9. März bereiteten die heimischen Medien die Bevölkerung, darunter natürlich auch die Salzburger, auf eine bevorstehende Geburt im Kaiserhaus vor. In der im Salzburger Volksblatt veröffentlichten "Verfügung anläßlich der Geburt eines Erzherzogs oder einer Erzherzogin" hieß es: "Das Stationskommando teilt mit, daß im Falle der Geburt eines Erzherzogs oder einer Erzherzogin die Bevölkerung durch 101 bezw. 21 Kanonenschüsse verständigt wird. Sollte die Nachricht zur Nachtzeit eintreffen, werden die Kanonenschüsse am darauffolgenden Morgen abgefeuert." Nach der Geburt sollte im Salzburger Dom ein Tedeum stattfinden, an dem alle in der Stadt weilenden und dienstfrei habenden Generäle, Stabs- und Oberoffiziere teilzunehmen hatten. Tatsächlich erblickte Carl Ludwig am 10. März in Baden bei Wien das Licht der Welt und wurde in allen Städten der Monarchie mit 101 Kanonenschüssen "begrüßt". Er verstarb 2007 in Brüssel.
Salutschüsse und Ehrensalven anlässlich einer Geburt im Herrscherhaus waren eine – in manchen Ländern noch immer gepflegte – militärische Tradition. 101 Schuss wurden in der Habsburgermonarchie bei der Geburt eines Thronfolgers, sowie zum Geburtstag des Regenten abgefeuert, 21 bei der Geburt einer Erzherzogin und anderer Mitglieder des Kaiserhauses.
In Österreich hält sich der Brauch der Ehrensalve bis heute bei den Tiroler Schützen, unter anderem auch bei offiziellen Besuchen des amtierenden Bundespräsidenten in Tirol.
Link:
Verfügung anläßlich der Geburt eines Erzherzogs oder einer Erzherzogin (Salzburger Volksblatt vom 9. März 1918)
Am 10. März 1918 berichteten die Wiener Bilder über das Ableben der 86-jährigen Therese Reithoffer: "In den letzten Februartagen ist in Wien eine Dame gestorben, deren Name zu den besten und berühmtesten Wiens gehört und welcher die besten Traditionen Altwiener Patriziertums verkörpert – Frau Therese Reithoffer, geborene Hutterstrasser. [...] Frau Reithoffer war das Urbild der vornehmen Wienerin aus den früheren Tagen, die Herz, Geist und Gemüt mit jener Vornehmheit der Lebensführung verbinden und den guten Geist der Kaiserstadt in Haus und Welt vertreten."
Frau Reithoffer war die Witwe Moriz Reithoffers, einer der 4 Söhne Johann Nepomuk Reithoffers, der als Begründer der österreichischen Kautschukindustrie gilt. Ursprünglich ein Schneider, besuchte der 1781 im damals niederösterreichischen Feldsberg (heute Valtice in der Tschechischen Republik) geborene Johann Nepomuk Reihoffer auf Wanderschaft Chemievorlesungen an der Pariser Sorbonne. 1807 spezialisierte er sich in der Herstellung wasserdichte Stoffe und übersiedelte 1824 nach Wien. Als Reithoffer 1828 das Patent für das maschinelle Weben von Kautschukfäden erhielt, schlug die Geburtsstunde der europäischen Gummiindustrie. Aufgrund der großen Nachfrage nach Kautschukprodukten entstand bald darauf im niederösterreichischen Wimpassing die bis heute bestehende Fabrik.
1853 übernahmen die Söhne Reithoffers Eduard, Ludwig, Rudolf und Moriz, das Unternehmen. Nach mehreren Zusammenlegungen wurden die "Vereinigten Gummiwarenfabriken Wimpassing vorm. Menier – J. N. Reithoffer" als älteste Gummifabrik Europas Teil des Semperit Konzerns, der in Wimpassing bis heute sein weltweites Forschungs- und Entwicklungszentrum betreibt.
Johann Nepomuk Reithoffer starb hochbetagt im Jahr 1872 in seiner Wohnung in der Mariahilferstraße 115 im Wiener Gemeindebezirk Rudolfsheim-Fünfhaus. Seit 1895 ist dort der Reithofferplatz nach ihm benannt.
Links:
Therese Reithoffer + (Wiener Bilder vom 10. März 1918)
Weiterlesen: Semperit AG
Die vom amerikanischen Präsident Wilson am 8. Jänner 1918 in einer programmatischen Rede dargestellten amerikanischen Kriegsziele, die "14 Punkte", die unter anderem die autonome Entwicklung für die Völker Österreich-Ungarns beinhalteten, beunruhigte kaisertreue Kreise der Monarchie. Insbesondere die deutschsprechende Bevölkerung betrachtete Wilsons 14-Punkte-Programm kritisch, würde doch dessen Umsetzung mit hoher Wahrscheinlichkeit das Ende des Habsburgerreichs verbunden mit der Verschmelzung der deutschsprechenden Gebiete Österreich-Ungarns mit Deutschland bedeuten. In diesem Zusammenhang ist der Beschluss des Gemeinderates der steirischen Gemeinde Weiz zu sehen, von dem das Grazer Tagblatt am 11. März 1918 berichtete:
"Der Gemeindeausschuss von Weiz hat eine Entschließung gegen die Errichtung eines südslawischen Staates angenommen. [...] Die Stunde der allgemeinen Friedensverhandlungen ist vielleicht nicht mehr allzu ferne. Es wäre daher höchst dringend, die innerösterreichischen Fragen vorher einer endgültigen, klaren Lösung zuzuführen, damit Österreich-Ungarn anläßlich der Friedensverhandlungen als jene vollwertige Großmacht auftreten kann, für die gerade die deutschen Väter und Söhne die größten Blutopfer gebracht haben."
Am 16. Oktober 1918 versuchte Kaiser Karl diese "endgültige, klare Lösung" mit dem sogenannten "Völkermanifest" herbeizuführen: Demgemäß sollte Österreich als Bundesstaat freier Völker organisiert werden. Allerdings war es zu diesem Zeitpunkt zu spät. Der Aufruf im Manifest Nationalräte zu bilden, wurde von den politischen Vertretern der verschiedenen Völker der Monarchie – ganz im Gegensatz zu den Intentionen des Kaisers – dazu genützt, die Selbstständigkeit der "Nachfolgestaaten" der Monarchie innerhalb kürzester Zeit verwirklichen.
Link:
Tagesbericht. Der Gemeindeausschuss von Weiz (Grazer Tagblatt vom 11. März 1918)
Am 12. März 1918 berichtete die Marburger Zeitung über den Prozess gegen eine "fahrende Verbrecherin", eigentlich die bereits mehrfach verurteilte Betrügerin Kramberger, die in der Steiermark und der Untersteiermark (heute Slowenien) einen Schaden von mehreren Tausend Kronen angerichtet hatte. Zu allem Überdruss wurde die "Landstreicherin" auch noch der Majestätsbeleidigung "in Tschaga im slovenischen Idiom" beschuldigt (Tschaga, eigentlich Žaga, liegt im Nordwesten Sloweniens bei Bovec, nahe an der italienischen Grenze).
"Nach ihrer letzten Entlassung aus der Strafhaft im August v.J. trieb sie sich in den Bezirken Marburg [Maribor, Slowenien], Pettau [Ptuj, Slowenien], St. Leonhard, Wildon, Leibnitz u.a. herum, gab sich als reiche Besitzers-oder Gastwirtstochter aus, entlockte einer überaus großen Anzahl von Personen Geld und Lebensmittel unter dem Vorwande, dieses den eingerückten Vätern und Söhnen der Betreffenden zu übersenden, 'entlieh' sich ferner unter dem Vorwande, sie wolle sich photographieren lassen, eine große Anzahl von Frauenkleidern und außerdem stahl sie, was sie erwischen konnte. Auf diese verschiedenartige Weise erbeutete sie Bargeld, ganze Anzüge, Kleidungsstücke, goldene Uhren und Ketten, Selchfleisch, Verhacket, Oel, Eier und Tabak usw."
Kramberger wurde zu 2 Jahren "schwerem Kerker" mit anschließender Unterbringung in einer "Zwangsarbeitsanstalt" verurteilt. Seit 1873 war es in der Monarchie gesetzlich möglich Personen, die wegen "Landstreicherei" und Bettelei verurteilt worden waren, bis zu 3 Jahren polizeilicher Aufsicht zu unterstellen oder erschwerend in Zwangsarbeitsanstalten unterzubringen.
Links:
Aus dem Gerichtssaale: Eine fahrende Verbrecherin (Marburger Zeitung vom 12. März 1918)
Weiterlesen: Gesetz vom 10. Mai 1873 womit polizeistrafrechtliche Bestimmungen wider Arbeitsscheue und Landstreicher erlassen werden