Mit Beginn des vierten Kriegsjahres wurden auch die 1900 geborenen Jugendlichen zum Militärdienst einberufen. Alle achtzehnjährigen österreichischen und ungarischen Staatsbürger sowie "auch jene, welche eine ausländische Staatsangehörigkeit nicht nachzuweisen vermochten", hatten vor der Musterungskommission zu erscheinen. Ausgenommen waren lediglich die bereits als Landsturmpflichtige eingezogenen Männer sowie die "offenkundig Nichtgeeigneten", welche an "Mangel eines Fußes oder einer Hand, Erblindung beider Augen, Taubstummheit, Kretinismus, gerichtlich erklärtem Irrsinn, Wahnsinn oder Blödsinn bei entsprechendem Nachweis" litten.
Alle anderen hatten sich bis längstens 9. Jänner 1918 im Gemeindeamt beziehungsweise Magistrat ihres Aufenthaltsortes zu melden. Wer die Meldung unterließ, warnten die Zeitungen einhellig, der würde von den politischen Behörden "strenge bestraft".
In Wien fand die Musterung in "Drehers Bierhalle" in der Landstrasser Hauptstraße 97 statt.
Siehe auch die Landwehrmusterung am 15. Oktober 1917.
Link:
Die Musterung der Achtzehnjährigen (Neue Freie Presse vom 2. Jänner 1918)
Am 3. Jänner 1918 berichteten die Wiener Zeitungen über wüste Szenen, die sich am Neujahrstag vor der Großmarkthalle im dritten Wiener Gemeindebezirk abgespielt hatten. Laut Ankündigung sollten zu Silvester zwanzig Tonnen serbisches Schweinefleisch zum Preis von sieben Kronen für das Kilogramm (das entspricht etwa 35 Euro nach Vorkriegswährung) abgegeben werden.
Laut Arbeiter Zeitung entfesselte diese Nachricht "eine wahre Völkerwanderung. Ganz Wien war auf den Beinen, jeder von der Hoffnung erfüllt, sich wenigstens am Neujahrstag um billiges Geld einmal satt essen zu können. Bereits in den ersten Morgenstunden des Neujahrstages hatten sich mehrere tausend Personen vor der Großmarkthalle des Schlachthauses Sankt Marx im dritten Wiener Gemeindebezirk angestellt: Als um 6 Uhr die ersten Straßenbahnzüge anrollten, waren alle bis auf das letzte Plätzchen gefüllt und der Ansturm auf das Hallentor begann."
War zuerst noch angekündigt worden, ein bis zwei Kilogramm Fleisch pro Person abzugeben, war plötzlich nur noch von 600 Gramm die Rede. Laut Berichterstattung hätte diese reduzierte Menge zwar wahrscheinlich für alle Anwesenden gereicht, doch in Panik wurde der Verkauf des ersehnten Schweinefleisches um halb elf Uhr vormittags gänzlich eingestellt. Kritisiert wurde vor allem, dass das Fleisch nicht gerecht auf alle Bezirke Wiens aufgeteilt und letztendlich in undurchsichtigen Kanälen verschwunden war.
Der Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Auslandschlachthof St. Marx galt einst als eine der größten und modernsten Schlachthallen der Welt. Das weitläufige Gelände im dritten Wiener Bezirk erlangte im Sommer 1976 Berühmtheit, als Jugendliche mit der Besetzung des Geländes gegen die Schließung des autonomen Kulturzentrums Arena protestierten. Heute finden dort regelmäßig Konzerte und kulturelle Veranstaltungen statt.
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Der Kampf um das billige Schweinefleisch (Arbeiter Zeitung vom 3. Jänner 1918)
Weiterlesen: Fleischversorgung von Wien
1875 hatte die Österreichische Post- und Telegraphenverwaltung die erste pneumatische Rohrpostanlage in Wien in Betrieb genommen. Die Briefe wurden in Aluminiumkapseln verpackt und mittels eines starken Gebläses innerhalb eines Netzes von Rohrleitungen an die einzelnen Postämter geschickt. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wies das unterirdische Rohrnetz eine Länge von rund 82,5 Kilometern auf und verfügte über 53 Stationen. Die Rohrpostkästen waren im Unterschied zu den von den gelben für die regulären Sendungen rot gestrichen und wurden alle 20 Minuten entleert. Die Beförderungsgeschwindigkeit der Sendungen betrug einen Kilometer pro Minute. Da die Zustellung der Briefe sofort per Boten erfolgte, unterlag die Beförderung von Rohrpostbriefen einem erhöhten Tarif, der zur Übermittlung kurzfristiger und sehr dringender Botschaften in Kauf genommen wurde.
Gegen Kriegsende häuften sich jedoch Beschwerden über die Unzuverlässigkeit der eingesetzten Boten. Die Arbeiter Zeitung berichtete: "Daß eine Rohrpostkarte erst nach zwei Tagen ankommt, nimmt man noch hin. Daß aber von vier Rohrpostkarten nur eine den Bestimmungsort erreicht, von den anderen drei trotz sehr genauer Adresse keine einzige den Adressaten zugestellt wird, aber auch nicht dem Absender, ist schon stark." Um eine verlässliche Postzustellung zu gewährleisten, wurde sogar die Befreiung der Briefträger vom Kriegsdienst gefordert. Rohrpostanlagen sind bis heute in Spitälern und Amtsgebäuden zur schnellen Beförderung von Schriftstücken im Einsatz.
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Die Postzustellung in Wien (Arbeiter Zeitung vom 4. Jänner 1918)
Gegen Ende des Ersten Weltkriegs suchten die österreichischen Zeitungen nach den Schuldigen der Versorgungskrise. Und immer wieder wurde die gleiche Antwort gegeben: Die Juden wären schuld. Ein antisemitischer Artikel, der den nationalsozialistischen Populismus der 1930er-Jahre vorwegnahm und die Entstehung des radikalen Antisemitismus abseits jeder Rechtsstaatlichkeit beförderte, erschien am 5.Jänner 1918 in der christlichsozialen Reichspost.
Die Reichspost alterierte sich im Jänner 1918 darüber, dass in einem Hotel in Baden bei Wien, das für verwundete Offiziere reserviert war, auch "Kriegsgewinner der anderen Abstammung" als Gäste willkommen waren: "Wer sind die Gäste? – ein paar verwundete Offiziere, denen die Erholungen nach den Entbehrungen des Feldzuges für die Genesung vom Krankenlager reichlich gegönnt ist. Es wäre erfreulich, wenn für sie diese Schätze vorbehalten wären. Doch dem ist nicht so. Sie sind nur gewissermaßen die Staffage der Landschaft, die aus Kriegsgewinnern der andern Abstammung besteht... Es ist höchste Zeit, daß gegen das gewissenlose Schmarotzertum, das während des Krieges erst recht in die Höhe gekommen ist, das öffentliche Gewissen erwache und Mittel der Abhilfe schaffe. Es ist nichts mehr mit Verordnungen getan, das Gewissen der Gesellschaft muss geschärft werden."
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Ungleichheiten (Reichspost vom 5. Jänner 1918)
Die Lebensmittelkrise wurde in der cisleithanischen Reichshälfte der Monarchie (Österreich) unter anderem durch die unkooperative Haltung der transleithanischen Reichshälfte (Ungarn) verursacht, war doch Ungarn die Kornkammer der Monarchie, von der der Westen des Landes abhing. Die satirische Zeitschrift Der Floh, die sich am 6. Jänner einen bissigen Rundumschlag gegen alle an dem Weltkrieg beteiligten Staaten nicht verkneifen konnte, brachte den innerstaatlichen Konflikt zwischen der vergleichsweise gut versorgten ungarischen und der hungernden österreichischen Reichshälfte satirisch auf den Punkt:
"In Ungarn wird sich das Leben womöglich noch trauriger gestalten als bisher. Die Erkrankungen infolge der Ernährungsverhältnisse werden zunehmen und die beängstigende Zahl von Verfettungen, Schlagflüssen und dergleichen werden die Behörden zu energischen Maßnahmen veranlassen. Die Mißstimmung gegen Österreich wird wachsen, da man diesem mit Recht die Schuld an der Verfettungsseuche zuschreiben wird. Hätte man die Krankheitserreger (Getreide, Fett, Vieh usw.) durch energische Operation nach Österreich ge-bracht, dann wäre Ungarn von dem geschilderten Übel verschont geblieben."
Die Jahresvorschau des Floh war nach 4 Kriegsjahren – wie auch in allen anderen österreichischen Printmedien – schlussendlich von Friedenssehnsucht geprägt: "Jahresregent im Jahre 1918 ist der Mars, der seine Regentschaft mit der Devise antritt: 'Endlich will ich mal mei' Ruh' haben!' Als absoluter Regent wird ihm die Durchführung seines Willens gelingen, da sich gewiß niemand gegen sein Selbstbestimmungsrecht wird ernstlich auflehnen wollen."
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1918. Eine Vorschau (Der Floh vom 6. Jänner 1918)
Am 7. Jänner 1918 widmete die Arbeiter Zeitung die Hälfte ihrer zwölfseitigen Ausgabe ihrem langjährigen Feuilletonisten und Theaterkritiker Engelbert Pernerstorfer. Der prominente Reichsratsabgeordnete war tags zuvor nach längerer Krankheit 68-jährig in seiner Heimatstadt Wien verstorben.
Der aus kleinbürgerlichen Verhältnissen stammende Pernerstorfer absolvierte das Wiener Schottengymnasium. Er gründete 1880 den Deutschen Schulverein, unterrichtete später in einem Arbeiterbildungsverein und schloss sich der deutschnationalen Bewegung um Georg Schönerer an. Aufgrund Schönerers radikalem Antisemitismus sagte sich Pernerstorfer aber von den Deutschnationalen los und trat 1896 der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei bei. Mit seinem Mitschüler aus dem Schottengymnasium und späteren gemeinsamen Gründer der sozialdemokratischen Arbeiterpartei Victor Adler, verband ihn eine lebenslange Freundschaft
Pernerstorfer gründete 1906 die Wiener Freie Volksbühne, um der Arbeiterschaft anspruchsvolles und bezahlbares Theater zu bieten. 1907 wurde er als erster Sozialdemokrat zum Vizepräsidenten des Reichsrats gewählt.
Am 6. Jänner 1918 verstarb Engelbert Pernerstorfer und wurde am 9. Jänner unter Beteiligung zahlreicher prominenter Trauergäste, darunter viele Minister der kaiserlichen Regierung, am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt. 1919 wurde die Pernerstorfergasse in Wien-Favoriten nach ihm benannt, ebenso ein 1926 errichteter Gemeindebau.
Link:
Engelbert Pernerstorfer (Arbeiter Zeitung vom 7. Jänner 1918)
Wie tief das obrigkeitsstaatliche Denken in der Habsburgermonarchie verwurzelt war, zeigt die Behandlung eines tragischen Unglücks in Wagna (Bezirk Leibnitz, Steiermark) in den heimischen Zeitungen. Im September des Jahres 1917 war im Flüchtlingslager Wagna während einer Demonstration unabsichtlich ein italienisches Kind von einem Gendarmen erschossen worden (siehe Von Tag zu Tag – Heute vor 100 Jahren vom 4. Oktober 1917).
Angeklagt wurde jedoch nicht der Gendarm, der den tödlichen Schuss angegeben, sondern jener Mann, der die Demonstration verursacht hatte. Am 8. Jänner 1918 berichtete das Neue Wiener Tagblatt über den aufsehenerregenden Prozess in Graz. Vor Gericht stand der 25jährige Maurer und Lagerinsasse Anton Golesich. Die Anklage lautete öffentliche Gewalttätigkeit. Golesich war im Oktober 1917 wegen seiner Epilepsie vom Militär entlassen worden und hatte bei seiner Rückkehr in das Flüchtlingslager seine Zivilkleider zurückverlangt. Daraufhin wurde er dem Lagerarzt vorgeführt, der eine 24stündige Arreststrafe verhängte. Auf dem Weg zum Arrest konnte sich Golesich befreien und wiegelte die Lagerinsassen auf. Golesich gab an, infolge seiner Epilepsie keinen Alkohol zu vertragen, aber trotzdem einen Liter Wermutwein getrunken zu haben. Er könne sich an nichts erinnern. Der bereits viermal wegen öffentlicher Gewalttätigkeit vorbestrafte Mann wurde zu achtzehn Monaten schweren Kerkers verurteilt, was für damalige Verhältnisse eine hohe Strafe bedeutete.
Das Flüchtlingslager in Wagna wurde zu Beginn des Ersten Weltkriegs für Kriegsflüchtlinge und ausgesiedelte Zivilbevölkerung errichtet und verfügte neben den Wohnbaracken über ein Krankenhaus, einen Wasserturm, einen Kindergarten, eine Nähstube und zwei Schulen – war also vollkommen eigenständig eingerichtet. Die ersten Bewohner des Flüchtlingslagers waren habsburgtreue Juden aus Galizien und der Bukowina, die im August 1914 in das Innere der Monarchie flüchteten. Im November 1914 gab es Tage, an denen jeweils an die 3000 Flüchtlinge in Wien eintrafen, die bei Verwandten Unterschlupf suchten, und zum Teil im Flüchtlingslager Wagna untergebracht wurden. 1915 folgten italienische Familien aus Friaul. Das Flüchtlingslager Wagna wurde als "drittgrößte Stadt der Steiermark" bezeichnet. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente es als Erstaufnahmestation für Displaced Persons. Das Lager erlebte während der Ungarnkrise 1956 seinen letzten Höhepunkt und blieb noch bis 1963 in Betrieb. Heute befindet sich an der Stelle des ehemaligen Lagers eine Wohnsiedlung.
Links:
Der unglückliche Schuß im Lager zu Wagna (Neues Wiener Tagblatt vom 8. Jänner 1918)
Heute vor 100 Jahren: Zwischenfall im Flüchtlingslager Wagna (4. Oktober 1917)
Weiterlesen: Flüchtlingslager Wagna und Flavia Solva (1915)
Am 9. Jänner berichtete der Allgemeine Tiroler Anzeiger, dass sich die Versorgung der Innsbrucker Bevölkerung mit Lebensmitteln dramatisch verschlechtert hatte: "Früher gab es wenigstens bei Mehl und Brot kein Anstellen; jetzt ist es glücklich auch da schon dazu gekommen."
Die Einrichtung von Kriegsküchen wurde in dem Artikel zwar grundsätzlich begrüßt, Kritik erregten jedoch "Gutsituierte oder solche, die glauben, sich dazu rechnen zu müssen", die sich in diesen Kriegsküchen ebenso satt aßen wie die wahrhaft Bedürftigen. Ebenso sei es unverantwortlich, dass gesunde Erwachsene "heute noch immer nicht zugunsten der Kinder und der Kranken aus den Genuß von Milch im Kaffee verzichten und namentlich in den Kaffeehäusern als eifrige Konsumenten des Milchkaffees zu finden sind."
Gefordert wurde die behördliche Einführung einer Kundenliste für jedes Geschäft: "Nur in diesem Falle ist es dem Verkäufer möglich, die ihm zur Verfügung stehenden Mengen so einzuteilen, daß jeder seiner Kunden etwas bekommt. Es ist doch gewiß für alle besser, öfter ein kleineres Quantum sicher und ohne stundenstundenlanges stundenlanges Anstehen zu erhalten, als zahllose Arbeitsstunden zu versäumen und sich die Gesundheit zu ruinieren."
Link:
Die Verkaufsverhältnisse in Innsbruck (Allgemeiner Tiroler Anzeiger vom 9. Jänner1918)
Die Ernährungssituation, die mit dem Kriegsverlauf insbesondere in den Städten immer kritischer wurde, machte vermehrt Armenausspeisungen notwendig, die mehr und mehr Menschen in Anspruch nahmen.
Die anhaltenden Preissteigerungen machten es auch ärmeren Menschen, die sich bislang selbst versorgen konnten, immer schwerer, ausreichend an Lebensmittel zu gelangen. Fleisch war schon 1916 für weite Teile der Bevölkerung fast unerschwinglich; fleischlose Tage und fleischfreie Wochen wurden landesweit allgemein üblich.
Kriegsküchen, die kostenlos oder gegen geringes Entgelt Essen anboten, wurden eingerichtet, um die Ernährungskrise lindern. 1917 wurden in Wien 98.000 Personen, 1918 110.000 Personen auf diese Art und Weise versorgt. Gegen Kriegsende zählte man in der Hauptstadt 127 Stellen, an denen unentgeltlich Essen ausgegeben wurde.
Am 10. Jänner 1918 berichtete Die Neue Zeitung über die Eröffnung der ersten Kinder-Kriegsküche in Wien, die auf einer Initiative der Erzherzogin Isabella beruhte: "Die Kinder erhalten dort ein zweites Frühstück (Kriegskuchen und Marmelade), Mittagessen und eine Jause, bestehend aus dem mitgebrachten Brot mit Marmeladenanstrich. Das Mittagsmahl wird nach ärztlicher Vorschrift zubereitet. Die Nahrungsmenge ist verschieden je nach dem Alter der Kinder, welche in vier Altersstufen eingeteilt: 2-3jährige, 4-6jährige, 7-11jährige und 12-14jährige Kinder."
Link:
Die erste Kinder-Kriegsküche (Die Neue Zeitung vom 10. Jänner 1918)
Mit Kriegsbeginn 1914 wurden zahlreiche öffentlich Bedienstete, darunter auch Schaffner und Briefträger, in die Armee eingezogen. In Innsbruck, wo schon 1915 erstmals weibliches Fahrpersonal auf der Straßenbahn eingesetzt wurde, führte der Personalmangel sogar zur vorübergehenden Stilllegung des Betriebs. Schaffnerinnen und Briefträgerinnen prägten im Ersten Weltkrieg bald das Straßenbild der größeren Städte. Sie waren als Symbole weiblicher Erwerbsarbeit und selbstbewusstem Auftreten auch häufig Thema des Lokalteils vieler Tageszeitungen.
Die Arbeiter-Zeitung berichtete in diesem Zusammenhang am 11. Jänner 1918 über eine Ehrenbeleidigungsklage, die ein Hauptmann der Armee gegen eine Wiener Straßenbahnschaffnerin eingebracht hatte. Diese habe ihm, dem in Zivilkleidung auf der hintere Plattform Stehenden, zugerufen: "Daß Sie den Platz nicht verlassen, zeigt, daß Sie ein Mann von sehr geringer Bildung sind!" Der Hauptmann behauptete, dass sie ihn aufgrund seiner Zivilkleidung für einen Drückeberger gehalten hatte, was die Schaffnerin zurückwies. Dieser Gedanke sei ihr gar nicht gekommen, sie sei zudem Witwe und für ihre Höflichkeit bekannt. Die Frage des Bezirksrichters, ob der Hauptmann die Klage nicht gütlich auszugleichen wünsche, verneinte dieser, denn er habe den "militärischen Befehl zur Einbringung der Klage" und "könne auch von einer Bestrafung der Beklagten nicht Abstand nehmen". Trotz widersprüchlicher Aussagen verurteilte der Richter die Schaffnerin zu einer Geldstrafe von zehn Kronen (das wären heute etwa 55 Euro).
"Darüber, ob die Schaffnerin auch verurteilt worden wäre, wenn der Kläger kein Offizier wäre, macht sich wohl jeder selber seine Gedanken" schließt der Artikel der Arbeiter-Zeitung.
Link:
Der Hauptmann und die Schaffnerin (Arbeiter-Zeitung vom 11. Jänner 1918)
Weiterlesen: Frauen im Krieg