Die Website zum Gedenk- und Erinnerungsjahr 2018 wird nicht mehr aktualisiert, steht aber bis auf weiteres als Nachlese zur Verfügung.
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Von Tag zu Tag 1917 bis 1919

Mutter mit Kind in einem Elendsquartier im Souterrain des Hauses Beckmanngasse 66 in Wien
Wien-Penzing im Jahr 1919: Mutter mit Kind in einem Elendsquartier im Souterrain des Hauses Beckmanngasse 66; © Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv

Ledige Mütter lebten im frühen 20. Jahrhundert in steter Gefahr der Verelendung, da soziale Unterstützungen kaum vorhanden waren und die gesellschaftliche Norm vorsah, dass der (Ehe-) Mann für das Familieneinkommen sorgte. Im Zuge des Krieges wurde dieses Problem dadurch verstärkt, dass zahlreiche junge Männer auf den Schlachtfeldern den Tod fanden und ihre Verlobten Frauen, oft schon mit Kindern, "unversorgt" zurückließen. Eine Maßnahme der Regierung war daher die Ehelicherklärung unehelich geborener Kinder, da Rechte ehelicher Kinder umfassender waren als solche unehelicher Kinder, insbesondere im Erb- und Unterhaltsrecht.

Am 21. Juni 1918 erinnerte Der Tiroler ledige Mütter daran, Gesuche einzureichen, um ihre unehelichen Kinder für eheliche erklären zu lassen, "wenn der Vater nachweislich die Absicht hatte, die Mutter des Kindes zu heiraten oder doch wenigstens wie ein eheliches zu behandeln, unter weitgehender Berücksichtigung der dafür sprechenden Umstände […] soweit nicht schutzwürdige Interessen der ehelichen Kinder oder wichtige Bedenken vom Standpunkte der öffentlichen Sittlichkeit einer Ehelicherklärung im Wege stehen […] Welche Schritte sind nun, um eins solche Ehelichkeitserklärung zu erhalten, notwendig? Die Mutter unehelicher Kinder eines gefallenen oder verstorbenen Kriegers hat sich mit ihrem Ansuchen um Ehelicherklärung der Kinder und um die Annahme des Familiennamens des Vaters ihrer Kinder am besten an das zuständige k.k. Bezirksgericht zu wenden, wo sie womöglich Beweise zu erbringen hat, daß der verstorbene Kindesvater die Absicht hatte, die Kindesmutter zu ehelichen."

Mit der Ehelicherklärung nahm das Kind den Namen des Vaters an, allerdings war dies den Müttern nur dann erlaubt, wenn "zwischen den gefallenen oder verstorbenen Kriegern und Frauen und Mädchen ein Verlöbnis stattgefunden hat."

Die Ungleichbehandlung ehelicher und unehelicher Kinder bestand lange und wurde erst mit den Familienrechtsreformen in den 1970er Jahren und dem Bundesgesetz über die Neuordnung der Rechtsstellung des unehelichen Kindes vom 30. Oktober 1970 weitestgehend beendet. Wenn auch keine gänzliche Gleichstellung erreicht wurde, so gab es doch wesentliche Verbesserung im Erb- und Unterhaltsrecht.

Link:
Über die Ehelicherklärung unehelicher Kinder gefallener oder verstorbener Krieger (Der Tiroler vom 21. Juni 1918)
Heute vor 100 Jahren: Unterhaltsleistungen 1918 (14. Jänner 1918)

Gnigl bei Salzburg
Gnigl bei Salzburg, um 1925; © Österreichische Nationalbibliothek, Ansichtskarten Online AKON

Die Salzburger Wacht berichtete am 22. Juni 1918 von den sogenannten Gesellschaftsgärten der Gemeinde Gnigl in Salzburg. Gesellschaftsgärten konnten von der Bevölkerung gepachtet werden, um dort Gemüse und Obst anzubauen. Zunächst nicht besonders nachgefragt, stieg mit Kriegsfortdauer das Interesse an der Nutzung dieser Gärten:

"Mit Befriedigung können nunmehr alle diejenigen, denen das Zustandekommen dieser Gärten zu danken ist, das sind vor allem die Gemeindevorstehung Gnigl, welche das Wasser, sowie das Anzapfen an die Hauptleitungen kostenlos zur Verfügung gestellt hat, und der Obmann der Gesellschaftsgärten, Herr Panoschitzky, der viel Zeit und Mühe an die Ausmessung der Gründe und Herstellung der Umzäunung, sowie für Ausschußsitzungen und Besprechungen geopfert hat, ferner die Eigentümer der Gründe, welche diese zur Verfügung stellten, auf die schwierigen Anfänge ihres Werkes zurückblicken. Das zuerst mangelnde Interesse wurde durch den vorzüglichen Erfolg des ersten Versuches, welchen der Obmann der Gesellschaftsgärten der Gemeinde Gnigl 1915 selbst unternahm, und durch die mehr und mehr wachsenden Ernährungsschwierigkeiten bald lebhafter, so daß 1916 ein zweiter Garten gepachtet und zugleich ein bedeutender, Grundkomplex von der Bahnverwaltung ihren Bediensteten für Gemüsebau zur Verfügung gestellt, sodann 1917 zwei weitere Gärten und im laufenden Jahre der fünfte Garten errichtet werden konnte, womit das Gesamtausmaß der Gesellschaftsgärten auf 17.280 Quadratmeter angewachsen ist."

Wegen der Lebensmittelversorgungskrise stieg das Interesse an den Gärten bis zum Kriegsende 1918 so stark an, dass bald keine Gärten mehr zur Verfügung standen. 1935 wurde Gnigl ein Teil der Stadt Salzburg uns ist heute eng mit der Stadt verwoben, wobei aber das Zentrum Gnigls bis heute seinen dörflichen Charakter erhalten konnte.

Link:
Gesellschaftsgärten der Gemeinde Gnigl (Salzburger Wacht vom 22. Juni 1918)

Die Enthüllung des Denkmales für den bekannten österreichischen Bauernphilosophen Konrad Deubler in seinem Geburtsort Goisern
"Die Enthüllung des Denkmales für den bekannten österreichischen Bauernphilosophen Konrad Deubler in seinem Geburtsort Goisern"; © Wiener Bilder vom 23. Juni 1918

Dem 1814 in Bad Goisern geborenen Konrad Deubler wurde im Juni 1918 "ein eigenartiges Denkmal errichtet", wie die Wiener Bilder samt Fotographie am 23. Juni 1918 berichteten:

"Deubler arbeitete sich als Autodidakt empor und trat in Verkehr mit D. F. Strauß, Ludwig Feuerbach und anderen Forschern. Infolge eines Hochverratsprozesses mußte er von 1853 bis l857 eine schwere Kerkerhaft verbüßen. Er war Besitzer der romantisch gelegenen Felsenmühle ob Hallstadt, dann Wirt zur Wartburg in Goisern, endlich Inhaber des Primesbergs. Hier starb er am 31. März 1884, anerkannt von der gebildeten Welt, geehrt und geschätzt von seinen Mitbürgern."

Der Sohn eines armen Bergarbeiters erlernte ursprünglich das Handwerk eines Müllers, bildete sich neben der Arbeit aber autodidaktisch weiter. Nach seiner Lehre unternahm er zahlreiche Reisen, die ihn unter anderem nach Venedig und Dresden führten, wo er mit aufklärerischer und religionskritischer Literatur in Kontakt kam. Zurück in der österreichischen Heimat geriet Deubler deshalb bald in Konflikt mit der taatsgewalt, die ihn der "Religionsstörung" verdächtigte. Die Jahre von 1853 bis 1857 verbrachte er deswegen in Haft, weitere zwei Jahre lebte er in der Verbannung in Olmütz.

Konrad Deubler war mit dem Denker Ludwig Feuerbach gut befreundet, den er in Nürnberg persönlich kennengelernt hatte, und der ihn sogar für einige Monate in Goisern besuchte. Deubler stand auch mit anderen Größen der damaligen Zeit in Verbindung, die er gerne nach Goisern einlud, darunter Ludwig Anzengruber, Eugen Dühring, Peter Rosegger oder Minna Kautsky, Mutter des marxistischen Theoretikers Karl Kautsky. 1870 wurde Konrad Deubler sogar zum Goiserer Bürgermeister gewählt.

Heute gilt Deubler, dessen Nachlass sich seit 2014 in der Österreichischen Nationalbibliothek befindet, als einer der Vorläufer der Freidenkerbewegung, die unter Berufung auf Deubler bereits mehrere Konrad-Deubler-Symposien in Bad Goisern abhielt.

Das auf dem Foto aus 1918 abgebildete Denkmal im Kurpark von Bad Goisern wurde 2014 anlässlich des Welterbefestes völlig neu gestaltet, wobei sowohl die das Bildnis Deublers als auch die Steintafel in das neue Denkmal übernommen wurden. Heute erinnern in Linz die Deublerstraße und Wien-Floridsdorf die Deublergasse an den "Bauernphilosophen".

Link:
Denkmal für den Bauernphilosophen Konrad Deubler (Wiener Bilder vom 23. Juni 1918)

Werbeanzeige für einen Motorpflug der Firma Praga
Werbeanzeige für einen Motorpflug der Firma Praga; © Wiener Landwirtschaftliche Zeitung vom 25. Oktober 1919

Am 24. Juni 1918 berichtete das Grazer Tagblatt über den erstmaligen Einsatz einer technischen Innovation, die die Landwirtschaft entlasten sollte – dem Motorpflug:

"Bei schier trostlosem Wetter legte Sonntag der Motorpflug in Steiermark seine erste Probe ab. Auf dem Gute 'Teichhof' des Herrn Dr. Erich Klusemann in Hart waren hiezu viele Landwirte aus dem ganzen Bezirke erschienen. Der Motorpflug arbeitete auf dem Felde trotz weichen, klebrigen Bodens und ungeeigneten Betriebsstoffes zur Zufriedenheit. Nachdem er einige Furchen gezogen hatte, hielt Herr Direktor Jentsch der Landes-Ackerbauschule in Grottenhof einen kurzen Vortrag über das Wesen der Motorpflüge überhaupt und des nun in Verwendung stehenden im besonderen."

Vollmechanisierte Pflüge gab es bereits seit den 1850er Jahren, waren damals aber nur für Großbetriebe rentabel, da sie den Einsatz sogenannter "Lokomobile" erforderten, die an den jeweiligen Enden der Felder als Seilwinden dienten und einen einen Pflug am Feld hin- und herzogen. Direkt motorisierte Pflüge wurden erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts entwickelt. Darauf nahm auch das Grazer Tagblatt Bezug:

"Der Motorpflug stammt aus der böhmisch-mährischen Maschinenfabrik 'Praga' und macht die bisher auf großen Gütern in Gebrauch gewesenen Dampfpflüge mit ihren vielen Umständlichkeiten überflüssig. Die Betriebsmaschine geht mit dem Pfluge selbst über das Pflugfeld, während bisher der Pflug mit Seilen nebenher gezogen werden mußte. Der Versuchspflug hat 40 Pferdekräfte und 5 Pflugscharen, vollbringt eine Tagesleistung von 3 bis 31/2 Hektar und bedarf zu seiner Betriebsfähigkeit etwa 25 Liter Betriebsstoff (Benzin, Benzol)."

Motorpflüge waren auch eine Möglichkeit dem kriegsbedingten Mangel an Zugtieren zu begegnen: "Der Verpflegsausschuß des Bezirkes Umgebung Graz hat zwei Pflüge angeschafft, um der Bespannungsnot auf dem Felde abzuhelfen und den Landwirten das An- und Umbauen in der Zeit des Leutemangels zu sichern. […] Durch die Anschaffung des Pfluges, der allerdings nur für die flachen Gebiete brauchbar ist, werden Zugtiere für das Hügelland frei. Der Pflug wird zuerst großen Gütern behilflich sein, dann sollen sich mehrere Besitzer zusammentun, um ihn einige Tage zu beschäftigen. Ein Pflug wird nördlich, der andere südlich von Graz arbeiten. Um die Überlassung ist bei dem Verpflegsausschuß der Bezirkshauptmannschaft Umgebung Graz einzuschreiten."

Link:
Das Schaupflügen (Grazer Tagblatt vom 24. Juni 1918)

Fräulein Stollberg, Franz Glawatsch und Dora Kaiser im Propagandafilm für den Kaiserin Zita-Fonds "Das Kind meines Nächsten"
"Fräulein Stollberg, Franz Glawatsch und Dora Kaiser im Propagandafilm für den Kaiserin Zita-Fonds 'Das Kind meines Nächsten'"; © Das interessante Blatt vom 27. Dezember 1917

Heute vor hundert Jahren lief auch in Graz der Propagandafilm "Das Kind meines Nächsten“ an, dessen Uraufführung bereits am 12. April 1918 stattgefunden hatte. Das Stummfilmdrama sollte karitative Gedanken in der Bevölkerung wecken, um Kinder von Kriegswitwen zu unterstützen:

"'‘Das Kind meines Nächsten' ist der Titel dieses Filmes, der in einem ideal schönen Rahmen gebildet, aus herrlichen Aufnahmen der schönen Wachau eine teils zu Herzen gehende, teils erheiternde Handlung bringt. Eine Reihe bedeutender und beliebter Wiener Schauspieler fand sich unter der Leitung Einar Zangenbergs zusammen; für das heitere Element sorgen Herr Glawatsch, Frau Werbezirk, Herr Gustav Müller, die ernsten Rollen sind mit Dora Kaiser und Einar Zangenberg nebst anderen besetzt. Besonderes Interesse und Gefallen erregen jene Szenen, in welchen man die Kinder bei Spiel und Arbeit in den verschiedenen Heimstätten beobachten kann. Einer der großen Effekte ist die Huldigung von 200.000 [!] Kindern vor der Kaiserin in Schönbrunn."

Drehorte waren unter anderem Jugendämter und Kinderheime, Knabenhorte und Tageheimstätten aber auch die Schlösser Schönbrunn, Reichenau an der Rax und Persenbeug.

Links:
Theater-Kino. Ein neues Programm (Grazer Mittags-Zeitung vom 25. Juni 1918)
Heute vor 100 Jahren: Theater, Film und Varieté. Bekannte Bühnenkünstler im Film (27. Dezember 1918) Weiterlesen: Das Kind meines Nächsten in Paimann’s Filmlisten

Das Begräbnis Peter Roseggers am 28. Juni 1918 auf dem Friedhof in Krieglach
Das Begräbnis Peter Roseggers am 28. Juni 1918 auf dem Friedhof in Krieglach; © Österreichs Illustrierte Zeitung vom 7. Juli 1918

Eine traurige Nachricht ereilte Österreich heute vor hundert Jahren – der beliebte Schriftsteller Peter Rosegger verstarb am 26. Juni 1918.

Rosegger wurde am 31. Juli 1843 als ältestes Kind des steirischen Waldbauern Lorenz Rosegger am Kluppeneggerhof in Alpl bei Krieglach geboren. Er erhielt zwar nur eine dürftige Schulbildung, erlernte aber wegen seines ihm eigenen Bildungsdrangs trotzdem schnell lesen und schreiben. Körperlich schwächlich, war er für den Bauernberuf nicht geeignet und absolvierte deshalb eine Schneiderlehre. Als wandernder Schneider gewann er vielfältige Einblicke in die ländliche Lebenskultur, die ihm erste schriftstellerische Anstöße gaben. Bald schickte er erste Texte an die Grazer Tagespost, wo der Redakteur Adalbert Svoboda auf das junge Talent aufmerksam wurde und Rosegger von nun an förderte. Adalbert Svoboda war es auch, der ihm einen Platz an der Akademie für Handel und Industrie in Graz verschaffte.

Peter Roseggers Texte wurde vielfach ausgezeichnet und er selbst erhielt ein Ehrendoktorat der Universität Graz. 1876 gründete er die volkstümliche Monatsschrift "Roseggers Heimgarten", deren Leitung später sein Sohn übernehmen sollte. Nach längerem Leiden, über das auch in den zeitgenössischen Zeitungen berichtet wurde, verstarb Peter Rosegger am 26. Juni 1918 im Alter von 74 Jahren in seinem Landhaus in Krieglach.

Am 28. Juni 1918, dem Tag seines Begräbnisses, erschien im Neuigkeits-Welt-Blatt ein Nachruf auf den berühmten Steirer. Wohl der aufgeheizten Stimmung gegen Ende des Ersten Weltkriegs geschuldet, fehlte es im Nachruf auf Peter Rosegger nicht an einem Seitenhieb auf dessen Weltoffenheit:

"Die Schriften Roseggers zeichnen sich durch lebendig und volkstümliche Darstellung, durch hohe sittliche Lebensauffassung, feinsinnige Naturschilderungen, durch herzerfrischenden Humor und einen warmfühlenden, lehrhaften Zug aus, welcher namentlich in seinen letzten Werken stark, aber immer wohltuend hervortritt. War Rosegger einige Zeit hindurch vom modernen Liberalismus angekränkelt, so machte sich seine innere Natur doch bald davon los und immer mehr reifte sich seine Weltanschauung auf der Grundlage christlicher Tugenden, vor Allem inniger Menschenliebe aus. […] Aus dem sinnigen Waldpoeten von einst ist Rosegger nachgerade und namentlich in seiner im Jahr 1878 gegründeten Monatsschrift 'Heimatgarten' ein Volksdichter im besten Sinn des Wortes, ein weiter Lehrer der Menschheit geworden, dem die seltene Gabe zu gegen war, seine Leser in gleicher Weise zu unterhalten wie zu erbauen."

Links:
Peter Rosegger † (Neuigkeits-Welt-Blatt vom 28. Juni 1918) 
Stunden mit Rosegger (Österreichs Illustrierte Zeitung vom 7. Juli 1918) 
Weiterlesen: Peter Rosegger

Pater Odilo Kautzky
Pater Odilo Kautzky; © Das interessante Blatt vom 27. Juni 1918

"Prälatenwahl in Altenburg bei Horn" lautete eine der Schlagzeilen im Interessanten Blatt vom 27. Juni 1918. Tatsächlich wurde der am 7. April 1881 im niederösterreichischen St. Leonhard am Walde geborene Odilo Kautzky bereits am 23. Mai zum Abt ("Prälat") des Stiftes Altenburg gewählt und am 11. Juni 1918 von Abtpräses Adalbert Dungel (Stift Göttweig) bestätigt.

"Odilo Kautzki [sic] wirkte auch mehrere Jahre als Kooperator in Horn und war jetzt durch 39 Monate in seiner Eigenschaft als Seelsorger im Felde, wo er auch mehrmals ausgezeichnet wurde. Zur Teilnahme an der Prälatenwahl wurde er aus dem Felde beurlaubt, aus der er nun selbstgewählt hervorging. Die feierliche Weihe fand am 11. d. im Beisein der Regierungsvertreter statt."

Als neu gewählter Abt des 1144 gegründeten Stifts legte Kautzky großen Wert auf die feierliche Ausgestaltung der Gottesdienste und konnte viele junge Männer, darunter zahlreiche Kriegsheimkehrer, zum Eintritt in das Kloster bewegen. Unter Kautzkys Amtsführung wurde mit den bis ins 21. Jahrhundert andauernden Sanierungsarbeiten an der Stiftskirche begonnen. Zuletzt wurde 2016 der Glockenstuhl der Kirche umgebaut und eine der Kirchenglocken, die 1690 in Krems gegossene Allerheiligenglocke, renoviert.

Aufgrund interner Konflikte trat Odilo Kautzky 1923 als Abt zurück und zog sich schlussendlich in das ehemals niederösterreichische Garschönthal zurück (heute Úvaly in Südmähren), wo er im Pfarrhof lebte. Kautzky verstarb 1941.

Links:
Prälatenwahl in Altenburg bei Horn (Das interessante Blatt vom 27. Juni 1918) 
Odilo Kautzky in der Biographia Benedictina

Der Dichter Franz Keim
Der Dichter Franz Keim; © Illustrierte Kronen-Zeitung vom 28. Juni 1918

Am 28. Juni 1918 berichtete die Illustrierte Kronen-Zeitung vom Ableben des Dichters Franz Keim tags zuvor.

"Sein erstes Werk war das Trauerspiel 'Sulamith', das im Jahr 1875 erschien und von Laube zur Aufführung gebracht wurde. Das Stück erntete vielen Beifall, der leider den späteren Werken des Dichters, der sich bei seiner Stoffwahl mit Vorliebe in den ergiebigen, bedauerlicherweise so sehr vernachlässigten Gebieten der vaterländischen Historie und Sagen bewegte, nicht im verdienten Ausmaß beschieden war. 'Die Spinnerin am Kreuz', 'Der Schelm vom Kahlenberg', 'Der Schenk von Dürnstein' sind die bekanntesten aus der langen Reihe von Trauerspielen und Dramen."

Franz Keim kam1840 im oberösterreichischen Stadl-Paura zur Welt. Im Alter von 20 Jahren übersiedelte er nach Wien, wo er sein Studium an der Universität wegen des finanziellen Erfolgs seines ersten Stücks "Sulamith" finanzieren konnte, das sowohl am Wiener Stadttheater als auch am Burgtheater aufgeführt wurde. Keim wirkte nach Abschluss seines Universitätsstudiums als Gymnasiallehrer in St. Pölten, wo er mit Rainer Maria Rilke in Kontakt kam. Nach dem Übertritt in den Ruhestand wohnte Franz Keim bis 1913 in Wien-Döbling. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er im niederösterreichischen Brunn am Gebirge, wo er am 27. Juni 1918 verstarb.

1924 wurde Franz Keim im Wertheimsteinpark in Wien-Döbling ein bis heute bestehendes Denkmal gewidmet. Auch mehrere Straßenzüge tragen seinen Namen: In Brunn am Gebirge ist die Franz Keim-Gasse nach ihm benannt, wo er im Haus Nummer 12 lebte und starb, in Wien-Donaustadt seit 1933 der Keimweg und in Mödling sowie in Maria Enzersdorf jeweils eine Franz Keimgasse.

Link:
Franz Keim gestorben (Illustrierte Kronen-Zeitung vom 28. Juni 1918)

Der "Kronprinz Otto-Preis" (Plakette aus Bronze)
Der "Kronprinz Otto-Preis" (Plakette aus Bronze); © Neuigkeits Welt-Blatt vom 29. Juni 1918

Zu Schulschluss im Frühsommer 1918 wurden 7 Schülerinnen und Schüler der Mariahilfer Handelsschule in Wien, mit dem "Kronprinz Otto-Preis" für besonders gute schulische Leistungen ausgezeichnet, wie dem Neuigkeits Welt-Blatt vom 29. Juni 1918 zu entnehmen war. Die Ausgezeichneten hießen Friedrich Kuplent, Josef Lichtblau, Anna Rippel, Adolfine Allant, Hilda Winter, Hilda Lazar und Klementine Wudy:

"Im Vorjahr hat der Direktor der Mariahilfer Handelsschule, Herr Louis Legat, anläßlich des Jubiläums seiner 25jährigen Lehrtätigkeit mit besonderer Genehmigung des Kaisers für dieses Lehrinstitut einen Kronprinz Otto-Preis gestiftet, der an die allerbesten Absolventen der Schule zur Verteilung zu gelangen hat. Die Gelegenheit zur ersten Prämierung ergab sich aus Anlaß des Abschlusses des Schuljahres. Im großen Festsaal der Mariahilfer Bezirksvertretung versammelten sich am Mittwoch abends zahlreiche Bürgerfamilien des Bezirkes mit BV. Dirnbacher, dem Lehrkörper und der Schülerschar: 87 Schüler und 268 Schülerinnen."

Nach der Zeremonie und der Übergabe der bronzen Preis-Plaketten durch den Bezirksvorsteher Wolfgang Dirnbacher hielten zwei der ausgezeichneten Mädchen die Dankesrede.

Die Mariahilfer Handelsschule war an der Adresse Millergasse 43 untergebracht. In dem Gebäude befand sich neben der Handelsschule auch ein jüdischer Betraum, der 1938 während des nationalsozialistischen Novemberpogroms zerstört wurde. Heute steht an dieser Adresse ein Neubau.

Links:
Die erste Verteilung eines Kronprinz Otto-Schulpreises (Neuigkeits Welt-Blatt vom 29. Juni 1918)
Zeitungsannonce der Mariahilfer Handelsschule (Illustrierte Kronen-Zeitung vom 13. September 1918)

Fußballpioniere im Zweikampf auf der Hohen Warte in Wien
Fußballpioniere im Zweikampf auf der Hohen Warte in Wien, 1919; © Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv

Am Wochenende des 29. und 30. Juni 1918 sollte der österreichische Fußball-Cupbewerb im Rahmen eines Turniers ausgetragen werden, dessen Finale am 30. Juni wegen des schlechten Wetters allerdings ins Wasser fiel, wie die Arbeiter-Zeitung tags darauf berichte:

"Infolge der unfreundlichen Witterung an beiden Feiertagen litten die Spiele sichtlich und einige, wie die Entscheidung um den 'Cup' zwischen Floridsdorf und Amateure sowie das Herausforderungsspiel Rapid – Rudolfshügel, mußten verschoben werden."

Zum ersten Mal seit 1915 wurde wieder ein österreichischer Fußball-Pokalbewerb ausgeschrieben. Die Teilnahme war jedoch für die Ligavereine nicht verpflichtend, weshalb der Cup 1918 nur als inoffizieller Bewerb gewertet wurde. Außerdem fehlten mit Rapid Wien und dem Wiener Association FC zwei sehr prominente Teams der damaligen Zeit.

Am 30. Juni 1918 sollte also das Finale zwischen dem Floridsdorfer AC und dem Wiener Amateur SV stattfinden. Der Schiedsrichter erklärte den Sportplatz trotz Schlechtwetters für bespielbar, trotzdem weigerten sich die beiden Mannschaften aufzulaufen und wurden daraufhin disqualifiziert. Somit konnte der Pokal nicht vergeben werden. Das kümmerte die verhinderten Finalisten allerdings wenig, und sie einigten sich auf ein "Endspiel" um einen von ihnen selbst gestifteten Pokal. Dieses Spiel fand am 7. Juli 1918 statt, wobei sich die Floridsdorfer mit 4:3 gegen die Amateure durchsetzten.

Link:
Fußball (Arbeiter-Zeitung vom 1. Juli 1918)